Iran 2022 | Teil 4 – Türkei: Yazili-Canyon – Beysehir – Sultanhani – Güzelyurt – Ilhara-Tal – Göreme

Reise nach Iran | Teil 4 – Türkei:

Yazili Canyon – Beysehir – Sultanhani – Güzelyurt – Ilhara-Tal – Göreme   

Die Fahrt zum Yazili Canyon ist angesagt. Dort angekommen, finden wir wieder einmal einen superschönen Übernachtungsplatz.

Während ich noch mit Karli beschäftigt bin, spricht mich eine sympathische Stimme mit Ruhrpottdialekt an. Ich bin „Faden“ wie der Bindfaden erklärt sie mir und lädt uns prompt zum Frühstück ein. Dann stellt sie uns ihren Mann und ihre Schwester vor. Sie leben in Deutschland und machen hier gerade Urlaub. Die Welt ist manchmal ganz schön verdreht.  Kleine Teller mit Paprika, Zwiebeln, Joghurt, Schafskäse, Oliven, Petersilie und vieles andere mehr werden aufgetischt, was ich noch gar nicht kenne. Da soll noch einer durchblicken. Dann kommt der Cay (gesprochen Tschai = Tee). Ist hier in der Türkei, das was in Deutschland der Espresso ist. Nach dem Schinken frag ich besser mal nicht. Wir lernen, wie man türkisch frühstückt, ähnlich wie Kinder laufen lernen. Wir lernen das ein oder andere Wort auf Türkisch. Anstrengend und zugleich lustig. Wieder einmal zeigt sich die nicht zu übertreffende türkische Gastfreundschaft.

Um in die nächste Stadt Beysehir zu kommen, nehmen wir eine Abkürzung, einen Pass, oder besser gesagt eine Schotterpiste. Die Differenziale und die Untersetzung werden eingesetzt. „Karli“ zeigt seine Qualitäten. Kurz vor dem Gipfel beende ich das mühselige Fahren, und freue mich auf ein gutes Essen mit Corinne. Feierabend!

Eine wahnsinnige Rundumsicht und dann kommt noch  „Ali“, ein Schafhirte. Merkt man sich noch Mohammed, dann hat man fast alle Namen drauf. Die heißen hier fast alle so. Ali erzählt uns alles über Pflanzen, die hier wachsen und was man  damit heilen kann. Verstehen tun wir nicht alles, tun aber immer so als ob. Ob er auch etwas gegen das „Vergessen“ hat? Die vielfältigen Eindrücke und das fast tägliche Wechseln der Standorte überfordern uns beim Erzählen. Der eine sagt das, der andere korrigiert und dann ist das Kuttel-Muttel perfekt.

Die Stadt Beysehir streifen wir nur kurz und der Weg führt uns weiter.

Kurz vor Konya wollen wir Wasser an einem Brunnen tanken. Ein Türke zusammen mit seiner Mutter ist vor uns. Will uns den Vortritt lassen. Wenn der wüsste, dass wir für 200 Liter eine 3/4 Stunde brauchen. Die beiden können gar nicht genug Bilder von uns und „Karli“ machen. Freuen sich riesig und wollen uns zum Essen einladen. Das ist die türkische Gastfreundschaft.

Danach besuchen wir noch eine Karawanserei in Sultanhani. Beeindruckend. Den Sultan suche ich vergebens, dafür sehe ich in einem Spiegel ein Kamel genannt der Capitano. 😉

Zwischenstation in Güzelyurt. Ich suche zu Fuss nach einem ÜN-Platz, wie so oft. Corinne bewacht das Auto. Ich komme an mehreren Leuten vorbei, die gerade ein Haus bauen, Es ist eine Familie mit der ganzen Sippe. Alle drei Generationen packen an. Ich werde sofort eingeladen und hole schnell noch Corinne dazu. Aus dem Cay trinken wird wird ein kleines Fest. Der Hausbau wird dezent beendet.

Am nächsten Tag durchwandern wir die Ihlara Schlucht. Natur pur. Die Bilder sprechen für sich.

In Selime besichtigen wir eine Felsenkirche. Die Kirche hat immer und überall eine zentrale Rolle gespielt.

Abends an einem See (Akköy Dam) finden wir einen tollen ÜN-Platz. Kaum angekommen, stellt sich ein Camper hinter uns. Zwei Jungs und eine Hübsche steigen aus. Oh ha, wie ist denn das zu verstehen? Der Capitano klärt die Verhälnisse und alles ist gut. Sie – Julia – eine begnadete Turnerin mit ihrem Freund Tobi und dessen Freund Hendrik auf der Durchreise nach Indien. Also hier lernt man Leute kennen. Der Gesprächsstoff für diesen Abend ist gesichert und ein „Workout“ in Sportklamotten findet am nächsten Morgen statt.

 

Wir fahren nach Göreme, bekannt durch seine Felsenhäuser und wahnsinnig schönen Täler. Für Touristen, die wir in der Regel umgehen,  ein Hotspot. Die Ballonfahrten in der Hülle und Fülle sind einzigartig und weltbekannt. Doch in diesem Fall lohnt sich auch mal ein Touri-Hotspot!

Julia und Tobias mit Hendrik

Julia, Tobias und Hendrik aus Deutschland. Unterwegs mit ihrem Fiat Ducato mit Ziel Indien über Armenien, Georgien, Iran und Pakistan. Kennengelernt im Mai 2022 am Akköy Dam See in Kappadokien/Türkei.

Link zu jutobi.tbraun

Iran 2022 | Teil 3 – Türkei: Gelibolu – Canakkale – Pergamon – Pamukkale – Egirdir

Reise nach Iran | Teil 3 – Türkei:

Gelibolu – Canakkale – Ayvalik – Pergamon – Foca – Spil Dagi Nationalpark – Afsar-See – Pamukkale – Egirdir    

Die Grenze zur Türkei ist nur noch wenige Kilometer entfernt. Rausgeputzt wie zum Sonntagsgottesdienst fahren wir im Konvoi ganz seriös und unauffällig an die Schlagbäume.

Vorkontrolle:  Zwei junge Grenzbeamte sind höflich und zuvorkommend und wollen in unser „Wohnzimmer“. Treppe runter, Türe auf und schon stiefeln die beiden hinein. „Stop“ ruft der Capitano, Schuhe aus – wie in der Moschee (auf pfälzisch). So ist das hier üblich. Sie schmunzeln, machen das, was wir sagen und wollen die Kühlbox sehen. Alkohol? Drogen Nein, nein – Corinne zeigt die Fanta-Flasche vom Capitano und dann sind da noch die vielen „Ritter Sport“ Tafeln. What`s that? Everything Capitano 😉 … Die schauen ganz unglaubwürdig auf Capitano’s Bauch und treten den Rückzug an.

Hauptkontrolle: bestimmt nur noch eine Formalie am Grenzhäuschen. So denke ich. Motor abstellen – Papiere werden genauestens gecheckt. Mindestens 10 Minuten vergehen, trotz Computer und modernster IT. Wie war das wohl früher? Wir befinden uns fast in Asien.

Nachkontrolle: geht ganz schnell, vor uns ein Kleinbus vollgepackt mit „scheinbaren Lautsprecherboxen“. Drei Drogenhunde und vier Grenzbeamte sorgen sich um diesen. Wir werden durchgewunken.

 

Die Reise geht weiter nach Kilitbahir. Dort setzen wir mit der Fähre über nach Canakkale. Diese Meerenge trennt Europa von Asien. Hier haben heftige Kämpfe im 1. Weltkrieg gewütet.

In Asien angekommen, wollen wir uns in der netten, kleinen Stadt Canakkale kurz stärken. An einer Straßenecke gibt es „Sea food“ . Drei Männer und drei Frauen stehen in der Imbissbude. Ein gefundenes Fressen für McKinsey. Aber nicht für uns. Die Speisekarte stellt uns vor unlösbare Probleme. In jedem Wort „ÖÜ“- Alle sprechen nur türkisch, bloß wir nicht. Das Rätselraten nimmt seinen Lauf. Dazu ein kühles pinkfarbenes Getränk? Ob ich nicht erst probieren will, gibt mir der Chefe zu verstehen. Nein, nein, wir sind doch weltoffen.

Serviert bekommen wir 20 Muscheln, zusammen mit der „pinken“ Limonade. Sechs Augenpaare beobachten uns grinsend.

Ergebnis: der pinkfarbene Saft schmeckt wie frisches Essig-Salz-Wasser und – Überraschung: die Miesmuscheln sind kalt und gefüllt mit Reis! ich esse eine Muschel, Corinne dafür 19. Der Saft geht zurück.

Dann bleiben wir doch lieber bei Altbewährtem: Ein „Schoko-Croissant“, erstanden mit „Händen und Füssen“ in der Bakery. In einem Cafe bestellen wir dazu zwei Capuccino.

Ergebnis; nix Schoko-Croissant, dafür kleine schwarze Oliven als Füllung. Oliven, Ingwer, Rosmarin. In meinem ganzen Leben hab ich das noch nie essen können. Dafür isst Corinne mein Croissant mit und ich habe immer noch Hunger. Nach 20 Minuten Warten noch immer kein Capuccino. „Maschin kaputt“ auf türkisch ist die Auskunft. Irgendwas läuft  hier und heute ganz komisch.

Nach 2 Stunden Fahrt begrüßt uns das Meer und der Strand in Assos. Ich öffne die Tür, will Corinne die tolle Aussicht zeigen, ein Hund begrüßt uns ebenfalls. Als Corinne dazu kommt, macht der doch tatsächlich vor unserer Treppe sein „Geschäft“. Ja geht’s denn noch!! Was für ein Tag.

 

Ayvalik, welch schöne Stadt. Es gibt alles, was das Herz begehrt – etwas orientalischer natürlich schon. Toller Stellplatz, ganz sauber, mit westlichem Flair direkt an einer neu gebauten Mall inklusive Burger King und Starbucks. Wir genießen die Stadt, sind beim Fischessen und abends ruft das Bett.

Kaum in der „guten Stube“ daheim klopft es um 23 Uhr heftig an unserer Tür. Steht doch einer vor der Tür und zeigt mir den Rücken seiner Jacke „Security“. Ich lehne dankend ab und gebe ihm zu verstehen, dass wir keinen Personenschutz brauchen. Dann wird der noch aufgeregter und droht mit Polizei, wenn wir nicht bis 24 Uhr den Platz verlassen. Ach so, verstehe – es geht  ihm gar nicht um uns.  Das Leben könnte doch so einfach und schön sein. Nach langen Diskussionen mit Google Übersetzern am Handy geben wir uns geschlagen, starten „Karli“ mitten in der Nacht und suchen einen Platz, auf dem bereits die Mantocos und der Rest der Gruppe stehen. Und auch dort müssen wir am nächsten Tag den Platz verlassen. Der Kommandant entschuldigt sich fast. Es ist ihm selbst äußerst unangenehm. Keine Verbotsschilder, kein Platzmangel – man muss nicht alles verstehen 😉

 

Wir fahren nach Bergama, bei uns eher bekannt unter dem Namen Pergamon. Dort gibt es eine riesige Ausgrabungsstätte. Tempel, Gräber, Theater, Überreste einer antiken Stadt und Steine über Steine. Abends genug der Steine, jetzt aber schnell ans Meer. Foca, so ein richtig tolles Fischerörtchen. Mit Untersetzung und gesperrtem Mitteldifferential erklimmt „Karli“ einen Hügel und wir haben einen traumhaften Ausblick. Toll, so ein Fahrzeug zu haben. Die Türken bespitzeln uns neidisch.

Die Reise geht nach 2 Tagen Foca weiter in den Spil Dagi Nationalpark. Wieder ein traumhafter Stellplatz. Die Astzange muss herhalten, damit ich einen winzigen Platz mit vielen Ästen und Dickicht befahren kann. Abends kommt ein deutsches Wohnmobil. Er steigt aus, sehr voluminös gebaut, es folgt seine Frau, drei Kinder und der Hund. Er erzählt mir, dass er in Kürze um die Welt segeln will, muss aber erst noch sein Segelschein machen. Es gibt schon interessante Leute – vielleicht auch Träumer – aber man muss auch nicht alles verstehen.

Als wir am nächsten Tag den Afsar See erreichen, fragen wir einen Türken, ob wir am Strassenrand übernachten dürfen. Nein, nicht hier,  vor meinem Haus ist es besser. In Deutschland wäre das sicher umgekehrt gewesen. Eine Einladung folgt und wir haben mit Google Übersetzer ein etwas mühsames, aber außergewöhnliches Gespräch.

Die Sinterterassen in Pamukkale, welch ein Tourismus, wären da nicht die einzigartigen mit bicarbonathaltigem Wasser gefüllten Terassen. Und diese vielen Steine. Ich träume davon. Die Bilder sprechen für sich.

Salda Gölü, soll ein irrer See sein. Dort erwarten uns Gewitter. Es ist Weltuntergangsstimmung, daher fahren wir weiter nach Burdur an den See. Dort genießen hunderte von Türken das Leben beim Picknick in Pinienwäldern, toll hergerichteten Freizeitparks und wir ebenso. Nur nachts geht hier das Leben ebenso weiter. Einige Jugendliche feiern hinter „Karli“ und wir verlassen mitten in der Nacht diesen Platz. Deutschland Deine Türken. Und während ich hier schreibe, miaut gerade der Muezzin.

Egirdir ruft!