Iran 2022 | Teil 18 – Heimreise nach Deutschland

Reise nach Iran | Teil 18 – Heimreise auf dem Landweg nach Deutschland und FAZIT:

Türkei – Griechenland – Nord-Mazedonien – Albanien – Montenegro – Bosnien-Herzegowina – Kroatien – Slowenien – Italien – Österreich – Deutschland     

Oktober/November 2022:

Wir sind noch 60 km vor der iranisch/türkischen Grenze. Bei 2 Cent/Liter werden die Dieseltanks nochmals randvoll gemacht. Der Grenzübergang selbst übertrifft dann all unsere Erwartungen. Chaotischer kann es nicht mehr sein. Als wir an das Tor rollen, glaubt man, eine Meute von Menschen hätte auf uns gewartet. Alle wollen behilflich sein, oder ist es nur Eigeninteresse einige Euro verdienen zu wollen? Zuerst lässt uns am „check in“ der Grenzbeamte eine halbe Stunde bei seinem Frühstück zuschauen nach dem Motto „Rien ne va plus“. Als er fertig ist, schaut er die Papiere an und will uns an einen anderen Grenzübergang verweisen. Dieser ist ja nur 500 km weiter. Wir haben ihn endlich überzeugt, daß wir bei ihm richtig sind. Wir werden von einem Schalter zum nächsten geschickt. Manche Vorgänge wiederholen sich mehrmals. Die Dieseltanks werden vermessen und das Tankvolumen muss versteuert werden. Die Frauen müssen zu Fuss über die Grenze, die Männer bleiben bei den Fahrzeugen. Immer wenn das Haupttor geöffnet wird, rennen alle wie von der Tarantel gestochen zu ihren Fahrzeugen, um in den Innenhof zu kommen. Dort steht man dann in einer Baustelle, die bereits seit vier Jahren besteht, ohne nennenswerte Baufortschritte. Das Tor selbst wird nur alle Stunde geöffnet. Dann können die nächsten zehn Fahrzeuge einfahren. Es folgen viele Passkontrollen, Fahrzeugdurchsuchungen, Röntgenkontrolle und undefinierte Wartezeiten, die uns Deutschen mit angeborenem Perfektionismus den letzten Nerv rauben. Nach fast sieben Stunden haben wir es geschafft. Corinne ist wieder bei mir und wir stehen auf türkischem Boden.

Wir haben die letzten Tage wieder etwas Getriebeöl verloren. Karli krankt, also nichts wie in die nächste IVECO Werkstatt in Van. Dort wird wieder der Simmerring gewechselt, in der Hoffnung, dass dieser besser abdichtet. Wir lernen Robert und Maria kennen, die ebenso ihr Fahrzeug dort zum Ölwechsel vorbeibringen.

Am nächsten Tag ruft das Abendland und wir ziehen Richtung Westen weiter.

Unser Heimweg führt uns über Griechenland – Nordmazedonien – Albanien – Montenegro – Bosnien-Herzegowina – Kroatien – Slowenien – Italien – Österreich nach Deutschland. Es ist, als ob jemand einen Schalter umgelegt hat. Alles ist sauber, geregelt, ordentlich und von einer kühlen Distanz der Menschen dominiert. An diese ungewohnten Momente müssen wir uns noch gewöhnen. 

Viele Dinge müssen nach 6 1/2 Monaten Auszeit erledigt werden. Wir sind die ersten Wochen noch gar nicht richtig angekommen. Auch in Deutschland lohnt es sich zu leben. Doch unsere Gedanken schweifen schon wieder in die Ferne.

FAZIT:

Knapp sieben Monate waren wir unterwegs. Haben 23.000 km zurück gelegt. Genächtigt, gegessen, gelebt und viele schöne Momente genossen in einem 8 1/2 qm großen Wohnraum. Das mobile und autarke Reisen hat uns Spaß gemacht. Die Aufgabenteilung und das Zusammenleben zwischen uns beiden hat super geklappt, und natürlich gab es auch in dem ein oder anderen Fall heftige Diskussionen.  Zusammen haben wir uns prima ergänzt und in schwierigen Situationen gegenseitig wieder aufgebaut. Die vielen Eindrücke von den Ländern und den Menschen müssen erst noch verarbeitet werden. Nur selten gab es Situationen in denen wir uns unwohl oder bedroht gefühlt haben. Wir können nicht wirklich sagen, wo es uns am besten gefallen hat. Jedes Land hat seine speziellen Reize und auch die Menschen mit ihren unterschiedlichen Kulturen waren für uns eine angenehme Herausforderung.

Was neu für uns war, ist das eigene vollverantwortliche Reisen in solch ferne Länder auf den eigenen vier Rädern und nicht vergleichbar mit den organisierten Fernreisen von Reiseveranstaltern.

Ebenso neu und unbeschreiblich war die nicht zu beschreibende Gastfreundschaft, vor allem in der Osttürkei und dem Iran. Für uns hat sich eine vollkommen neue Welt aufgetan mit all ihren reizvollen Facetten und Menschen, von denen wir Europäer bei einigen Themen vieles lernen können. Es war für uns eine Bereicherung in jeglicher Hinsicht und wir haben schon jetzt wieder Fernweh nach all diesen Ländern.

Iran 2022 | Teil 5 – Türkei: Erzerum – Nemrut Gölü – Van-See – Dogubayazit – Ani

Reise nach Iran | Teil 5 – Türkei:

Götterberg Nemrut Dag – Erzurum – Nemrut Gölü – Van Gölü – Dogubayazit – Ani

Wir flüchten nach drei Tagen Tourihotspot in Göreme nach Göksun (noch nie gehört). An einem Fluss ist eine Forellenzucht mit dazugehörigem Lokal. Spricht uns doch der Chef in Berliner Deutsch an und verspricht grillfrischen Fisch. Und wie recht er hat. Auf die Preußen ist Verlass, vor allem auf die türkischen.

Uns hat es erwischt. Noch frech haben wir berichtet, wie gut die Köfte im Strassenlokal bei Göksun geschmeckt hat. Nachts kommt die Quittung.  Magen-Darm Probleme. Die Toilette im Dauereinsatz. Und dann wollen wir am nächsten Tag auf den Götterberg Nemrut Dag. Die letzten drei Kilometer sind steile Schotterpiste. Wir ersparen uns ausnahmsweise das Laufen. Unser Karli wird uns schon hochschaukeln.

Rien ne va plus!!!

Noch 1.000 Meter Weg zum Gipfel des Nemrut Dag. Untersetzung ist eingeschaltet und mittleres Differential gesperrt. Mitten im steilen Geröllhang (15%). Ein schriller Piepston lässt uns erstarren. Am Armaturenbrett leuchten Lichter wie an Weihnachten der Christbaum. „Getriebe defekt“ blinkt es im Fehlerfeld zwischen Tacho und Drehzahlmesser. Corinne schaut mich an, wie ein Stoppschild. Ich halte sofort an. Ein Auto kommt entgegen und hupt. Als ob wir nicht schon genug Stress haben. Kann keinen Gang mehr einlegen. Alles blinkt und Karli macht keinen Mucks mehr. Rolle einige Meter zurück. Versuche wieder anzufahren. Nichts geht mehr. Corinne steigt aus, um den „Hupern“ zu erklären, dass wir eine Panne haben. Zündung aus, Zündung an. Noch zweimal wiederhole ich das und oh Wunder, ich kann wieder anfahren. Nach 100 Metern stelle ich Karli in eine Ausbuchtung und wir müssen uns erst mal alle beruhigen. Wir gehen zu Fuß zu den Götterfelsen, bitten diese demmütigst um Vergebung. Zeus hat Einsicht mit uns. Karli springt an und bringt uns sicher zu einem herrlichen ÜN-Platz.

Städte vermeiden wir gerne. Chaotischer Verkehr und die Türken gestalten ihre Fahrweise nach Lust und Laune. Wir müssen dringend nach Erzerum auf die Botschaft, um unser zuvor beantragtes Iran-Visum abzuholen.

Auf dem Weg dahin nehmen wir eine Anhalterin mit. Es ist Asise. Einen Platz haben wir nicht. Sie muss auf dem Boden sitzen zwischen uns beiden. Es beginnt eine lustige Fahrt, aber nur bis zur Streckenkontrolle durch die Polizei. Wir müssen die Pässe zeigen, Asise wird entdeckt, der Polizist schmunzelt nur und winkt uns schnell durch. Wäre das mal in Deutschland passiert!

Wir fahren weiter nach Erzurum und verbringen einen halben Tag in der iranischen Botschaft. Dann halten wir das Visum in unseren Händen. Der Weg ist frei in den Iran!

Wir wollen zum Nemrut Gölü, einem spektakulären Kratersee. Unterwegs halten wir an, setzen uns wie immer in ein Strassencafe, in dem die einheimischen Türken ihren Cay trinken. Corinne als einzige Frau zwischen den Männern. Das sorgt für Aufsehen und Gesprächsstoff. Wir werden nicht nur zum Tee eingeladen. Mehmet lässt es sich nicht nehmen, uns sein Haus zu zeigen. Voller Stolz lädt er uns noch zum Essen ein, stellt seine Familie vor und wir genießen wieder einmal die türkische Gastfreundschaft. Halten wir unterwegs an, werden wir begrüsst wie die deutsche Fussballl-Elf nach ihrem WM-Sieg. Fragen, Neugierde der Indigenen und wir stehen ohne unser Zutun im Mittelpunkt dieser einfachen und herzlichen Menschen.

Am Kratersee Nemrut Gölü treffen wir unsere Gruppe. Eine anstrengende und spektakuläre Wanderung folgt und zeigt uns die Schönheit dieses Kratersees. Wie es hier wohl vor Millionen Jahren zuging? Es fehlen nur noch die Dinosaurier. Jurassic Park lässt grüssen!

Der Van See: siebenmal so groß wie der Bodensee. Die Reise zieht uns magisch an solche Orte. Die Bilder sprechen für sich.

Wir lernen bei einer Bootsfahrt Deutsche aus Heilbronn kennen. Sie haben vor drei Jahren ihren Job aufgegeben, Haus verkauft und leben glücklich und zufrieden in einem selbst ausgebauten Möbelwagen. Solche Menschen lernt man nur bei solch einer Reise kennen.

Wir befinden uns an der nordöstlichsten Ecke der Türkei im Dreiländereck kurz vor der armenischen/georgischen Grenze.

In Ani besichtigen wir einige Kirchen und die pompöse Festung. Bilder wie aus einer anderen Zeit. Der Jurassic Park setzt sich fort.

Am Cildir Gölü trifft sich die Gruppe, um am nächsten Tag nach Georgien einzureisen.

Fazit Türkei:

Es waren fünf wunderbare Wochen. Mit dem Wissen um die Politik hatten wir vor dieser Reise eine etwas zweifelhafte Meinung. An der Politik können wir natürlich nichts ändern, aber fest steht, dass wir eine Gastfreundschaft in dieser Dimension erst hier vor Ort so kennen und schätzen gelernt haben. Es sind nicht nur die Menschen, sondern auch die grandiose und die unfassbare Natur, die den Mehrwert ausmachen und es wert sind, dieses Land zu besuchen. Nicht immer ist das, was wir in Deutschland sehen und erleben, repräsentativ für die Realität vor Ort. Unsere Erfahrungen sind vollkommen positiv zu diesem Land und ihren Menschen geprägt und wir empfehlen jedem dieses Land zu besuchen.

 

Iran 2022 | Teil 4 – Türkei: Yazili-Canyon – Beysehir – Sultanhani – Güzelyurt – Ilhara-Tal – Göreme

Reise nach Iran | Teil 4 – Türkei:

Yazili Canyon – Beysehir – Sultanhani – Güzelyurt – Ilhara-Tal – Göreme   

Die Fahrt zum Yazili Canyon ist angesagt. Dort angekommen, finden wir wieder einmal einen superschönen Übernachtungsplatz.

Während ich noch mit Karli beschäftigt bin, spricht mich eine sympathische Stimme mit Ruhrpottdialekt an. Ich bin „Faden“ wie der Bindfaden erklärt sie mir und lädt uns prompt zum Frühstück ein. Dann stellt sie uns ihren Mann und ihre Schwester vor. Sie leben in Deutschland und machen hier gerade Urlaub. Die Welt ist manchmal ganz schön verdreht.  Kleine Teller mit Paprika, Zwiebeln, Joghurt, Schafskäse, Oliven, Petersilie und vieles andere mehr werden aufgetischt, was ich noch gar nicht kenne. Da soll noch einer durchblicken. Dann kommt der Cay (gesprochen Tschai = Tee). Ist hier in der Türkei, das was in Deutschland der Espresso ist. Nach dem Schinken frag ich besser mal nicht. Wir lernen, wie man türkisch frühstückt, ähnlich wie Kinder laufen lernen. Wir lernen das ein oder andere Wort auf Türkisch. Anstrengend und zugleich lustig. Wieder einmal zeigt sich die nicht zu übertreffende türkische Gastfreundschaft.

Um in die nächste Stadt Beysehir zu kommen, nehmen wir eine Abkürzung, einen Pass, oder besser gesagt eine Schotterpiste. Die Differenziale und die Untersetzung werden eingesetzt. „Karli“ zeigt seine Qualitäten. Kurz vor dem Gipfel beende ich das mühselige Fahren, und freue mich auf ein gutes Essen mit Corinne. Feierabend!

Eine wahnsinnige Rundumsicht und dann kommt noch  „Ali“, ein Schafhirte. Merkt man sich noch Mohammed, dann hat man fast alle Namen drauf. Die heißen hier fast alle so. Ali erzählt uns alles über Pflanzen, die hier wachsen und was man  damit heilen kann. Verstehen tun wir nicht alles, tun aber immer so als ob. Ob er auch etwas gegen das „Vergessen“ hat? Die vielfältigen Eindrücke und das fast tägliche Wechseln der Standorte überfordern uns beim Erzählen. Der eine sagt das, der andere korrigiert und dann ist das Kuttel-Muttel perfekt.

Die Stadt Beysehir streifen wir nur kurz und der Weg führt uns weiter.

Kurz vor Konya wollen wir Wasser an einem Brunnen tanken. Ein Türke zusammen mit seiner Mutter ist vor uns. Will uns den Vortritt lassen. Wenn der wüsste, dass wir für 200 Liter eine 3/4 Stunde brauchen. Die beiden können gar nicht genug Bilder von uns und „Karli“ machen. Freuen sich riesig und wollen uns zum Essen einladen. Das ist die türkische Gastfreundschaft.

Danach besuchen wir noch eine Karawanserei in Sultanhani. Beeindruckend. Den Sultan suche ich vergebens, dafür sehe ich in einem Spiegel ein Kamel genannt der Capitano. 😉

Zwischenstation in Güzelyurt. Ich suche zu Fuss nach einem ÜN-Platz, wie so oft. Corinne bewacht das Auto. Ich komme an mehreren Leuten vorbei, die gerade ein Haus bauen, Es ist eine Familie mit der ganzen Sippe. Alle drei Generationen packen an. Ich werde sofort eingeladen und hole schnell noch Corinne dazu. Aus dem Cay trinken wird wird ein kleines Fest. Der Hausbau wird dezent beendet.

Am nächsten Tag durchwandern wir die Ihlara Schlucht. Natur pur. Die Bilder sprechen für sich.

In Selime besichtigen wir eine Felsenkirche. Die Kirche hat immer und überall eine zentrale Rolle gespielt.

Abends an einem See (Akköy Dam) finden wir einen tollen ÜN-Platz. Kaum angekommen, stellt sich ein Camper hinter uns. Zwei Jungs und eine Hübsche steigen aus. Oh ha, wie ist denn das zu verstehen? Der Capitano klärt die Verhälnisse und alles ist gut. Sie – Julia – eine begnadete Turnerin mit ihrem Freund Tobi und dessen Freund Hendrik auf der Durchreise nach Indien. Also hier lernt man Leute kennen. Der Gesprächsstoff für diesen Abend ist gesichert und ein „Workout“ in Sportklamotten findet am nächsten Morgen statt.

 

Wir fahren nach Göreme, bekannt durch seine Felsenhäuser und wahnsinnig schönen Täler. Für Touristen, die wir in der Regel umgehen,  ein Hotspot. Die Ballonfahrten in der Hülle und Fülle sind einzigartig und weltbekannt. Doch in diesem Fall lohnt sich auch mal ein Touri-Hotspot!

Iran 2022 | Teil 3 – Türkei: Gelibolu – Canakkale – Pergamon – Pamukkale – Egirdir

Reise nach Iran | Teil 3 – Türkei:

Gelibolu – Canakkale – Ayvalik – Pergamon – Foca – Spil Dagi Nationalpark – Afsar-See – Pamukkale – Egirdir    

Die Grenze zur Türkei ist nur noch wenige Kilometer entfernt. Rausgeputzt wie zum Sonntagsgottesdienst fahren wir im Konvoi ganz seriös und unauffällig an die Schlagbäume.

Vorkontrolle:  Zwei junge Grenzbeamte sind höflich und zuvorkommend und wollen in unser „Wohnzimmer“. Treppe runter, Türe auf und schon stiefeln die beiden hinein. „Stop“ ruft der Capitano, Schuhe aus – wie in der Moschee (auf pfälzisch). So ist das hier üblich. Sie schmunzeln, machen das, was wir sagen und wollen die Kühlbox sehen. Alkohol? Drogen Nein, nein – Corinne zeigt die Fanta-Flasche vom Capitano und dann sind da noch die vielen „Ritter Sport“ Tafeln. What`s that? Everything Capitano 😉 … Die schauen ganz unglaubwürdig auf Capitano’s Bauch und treten den Rückzug an.

Hauptkontrolle: bestimmt nur noch eine Formalie am Grenzhäuschen. So denke ich. Motor abstellen – Papiere werden genauestens gecheckt. Mindestens 10 Minuten vergehen, trotz Computer und modernster IT. Wie war das wohl früher? Wir befinden uns fast in Asien.

Nachkontrolle: geht ganz schnell, vor uns ein Kleinbus vollgepackt mit „scheinbaren Lautsprecherboxen“. Drei Drogenhunde und vier Grenzbeamte sorgen sich um diesen. Wir werden durchgewunken.

 

Die Reise geht weiter nach Kilitbahir. Dort setzen wir mit der Fähre über nach Canakkale. Diese Meerenge trennt Europa von Asien. Hier haben heftige Kämpfe im 1. Weltkrieg gewütet.

In Asien angekommen, wollen wir uns in der netten, kleinen Stadt Canakkale kurz stärken. An einer Straßenecke gibt es „Sea food“ . Drei Männer und drei Frauen stehen in der Imbissbude. Ein gefundenes Fressen für McKinsey. Aber nicht für uns. Die Speisekarte stellt uns vor unlösbare Probleme. In jedem Wort „ÖÜ“- Alle sprechen nur türkisch, bloß wir nicht. Das Rätselraten nimmt seinen Lauf. Dazu ein kühles pinkfarbenes Getränk? Ob ich nicht erst probieren will, gibt mir der Chefe zu verstehen. Nein, nein, wir sind doch weltoffen.

Serviert bekommen wir 20 Muscheln, zusammen mit der „pinken“ Limonade. Sechs Augenpaare beobachten uns grinsend.

Ergebnis: der pinkfarbene Saft schmeckt wie frisches Essig-Salz-Wasser und – Überraschung: die Miesmuscheln sind kalt und gefüllt mit Reis! ich esse eine Muschel, Corinne dafür 19. Der Saft geht zurück.

Dann bleiben wir doch lieber bei Altbewährtem: Ein „Schoko-Croissant“, erstanden mit „Händen und Füssen“ in der Bakery. In einem Cafe bestellen wir dazu zwei Capuccino.

Ergebnis; nix Schoko-Croissant, dafür kleine schwarze Oliven als Füllung. Oliven, Ingwer, Rosmarin. In meinem ganzen Leben hab ich das noch nie essen können. Dafür isst Corinne mein Croissant mit und ich habe immer noch Hunger. Nach 20 Minuten Warten noch immer kein Capuccino. „Maschin kaputt“ auf türkisch ist die Auskunft. Irgendwas läuft  hier und heute ganz komisch.

Nach 2 Stunden Fahrt begrüßt uns das Meer und der Strand in Assos. Ich öffne die Tür, will Corinne die tolle Aussicht zeigen, ein Hund begrüßt uns ebenfalls. Als Corinne dazu kommt, macht der doch tatsächlich vor unserer Treppe sein „Geschäft“. Ja geht’s denn noch!! Was für ein Tag.

 

Ayvalik, welch schöne Stadt. Es gibt alles, was das Herz begehrt – etwas orientalischer natürlich schon. Toller Stellplatz, ganz sauber, mit westlichem Flair direkt an einer neu gebauten Mall inklusive Burger King und Starbucks. Wir genießen die Stadt, sind beim Fischessen und abends ruft das Bett.

Kaum in der „guten Stube“ daheim klopft es um 23 Uhr heftig an unserer Tür. Steht doch einer vor der Tür und zeigt mir den Rücken seiner Jacke „Security“. Ich lehne dankend ab und gebe ihm zu verstehen, dass wir keinen Personenschutz brauchen. Dann wird der noch aufgeregter und droht mit Polizei, wenn wir nicht bis 24 Uhr den Platz verlassen. Ach so, verstehe – es geht  ihm gar nicht um uns.  Das Leben könnte doch so einfach und schön sein. Nach langen Diskussionen mit Google Übersetzern am Handy geben wir uns geschlagen, starten „Karli“ mitten in der Nacht und suchen einen Platz, auf dem bereits die Mantocos und der Rest der Gruppe stehen. Und auch dort müssen wir am nächsten Tag den Platz verlassen. Der Kommandant entschuldigt sich fast. Es ist ihm selbst äußerst unangenehm. Keine Verbotsschilder, kein Platzmangel – man muss nicht alles verstehen 😉

 

Wir fahren nach Bergama, bei uns eher bekannt unter dem Namen Pergamon. Dort gibt es eine riesige Ausgrabungsstätte. Tempel, Gräber, Theater, Überreste einer antiken Stadt und Steine über Steine. Abends genug der Steine, jetzt aber schnell ans Meer. Foca, so ein richtig tolles Fischerörtchen. Mit Untersetzung und gesperrtem Mitteldifferential erklimmt „Karli“ einen Hügel und wir haben einen traumhaften Ausblick. Toll, so ein Fahrzeug zu haben. Die Türken bespitzeln uns neidisch.

Die Reise geht nach 2 Tagen Foca weiter in den Spil Dagi Nationalpark. Wieder ein traumhafter Stellplatz. Die Astzange muss herhalten, damit ich einen winzigen Platz mit vielen Ästen und Dickicht befahren kann. Abends kommt ein deutsches Wohnmobil. Er steigt aus, sehr voluminös gebaut, es folgt seine Frau, drei Kinder und der Hund. Er erzählt mir, dass er in Kürze um die Welt segeln will, muss aber erst noch sein Segelschein machen. Es gibt schon interessante Leute – vielleicht auch Träumer – aber man muss auch nicht alles verstehen.

Als wir am nächsten Tag den Afsar See erreichen, fragen wir einen Türken, ob wir am Strassenrand übernachten dürfen. Nein, nicht hier,  vor meinem Haus ist es besser. In Deutschland wäre das sicher umgekehrt gewesen. Eine Einladung folgt und wir haben mit Google Übersetzer ein etwas mühsames, aber außergewöhnliches Gespräch.

Die Sinterterassen in Pamukkale, welch ein Tourismus, wären da nicht die einzigartigen mit bicarbonathaltigem Wasser gefüllten Terassen. Und diese vielen Steine. Ich träume davon. Die Bilder sprechen für sich.

Salda Gölü, soll ein irrer See sein. Dort erwarten uns Gewitter. Es ist Weltuntergangsstimmung, daher fahren wir weiter nach Burdur an den See. Dort genießen hunderte von Türken das Leben beim Picknick in Pinienwäldern, toll hergerichteten Freizeitparks und wir ebenso. Nur nachts geht hier das Leben ebenso weiter. Einige Jugendliche feiern hinter „Karli“ und wir verlassen mitten in der Nacht diesen Platz. Deutschland Deine Türken. Und während ich hier schreibe, miaut gerade der Muezzin.

Egirdir ruft!