Martina und HP mit Herrn Lupo
Martina und HP mit ihrem Hund Lupo (nicht dabei auf dem Foto) aus Deutschland mit ihrem Iveco-Lkw. Kennengelernt im Oktober 2021 in Albanien und wieder getroffen im Februar 2024 in Süd-Marokko.
Martina und HP mit ihrem Hund Lupo (nicht dabei auf dem Foto) aus Deutschland mit ihrem Iveco-Lkw. Kennengelernt im Oktober 2021 in Albanien und wieder getroffen im Februar 2024 in Süd-Marokko.
Januar 2024:
Unser Ziel ist die Westsahara. Was vor einigen Jahren noch ein eigenständiger Staat war, gehört nach vielen Querelen und militärischen Scharmützeln zwischenzeitlich zu Marokko. Dies zeigt sich vor allem an den vielen Kontrollposten, die entlang der Küstenstraße in regelmäßigen Abständen kontrollieren.
Unser erstes Ziel in der Westsahara ist Tarfaya. Dort gibt es das Museum von Antoine de Saint Exupery, ein Flieger und damaliger Flugplatzchef von dieser Kleinstadt. Von ihm stammt die Geschichte vom „kleinen Prinz“.
Und man macht natürlich so seine Erfahrungen. Spät abends in der Dämmerung werden wir von unserer ersten Kontrolle angehalten. Als ich die Scheibe herunter lasse, vernehmen wir einen unangenehmen Geruch nach altem Fisch. Und dann redet dieser Herr in Camouflage-Bekleidung auch noch dauernd von „Fish“. Ich lehne dankend ab und und gebe zu verstehen, daß wir keinen Fisch kaufen wollen und daß er diesen selber essen kann. Die Scheibe geht nach oben und der Capitano setzt unbeirrt seine Fahrt fort. Corinne zuckt zusammen und erklärt mir, daß dies ein Dokument sei mit der Angabe von persönlichen Daten. Man kann ja nicht alles wissen…😉
Frei stehen ist hier nur noch selten der Fall. Es gibt ausgewiesene Stellplätze, bei denen sich die „Overlander“ treffen. So können wir der vorausgegangen Zweisamkeit eine Ende setzen durch Gespräche mit vielen interessanten Leuten, die es wie uns in die große weite Welt zieht.
Eine einzige Strasse führt von Nord nach Süd durch die Westsahara. Wer glaubt, diese sei stark frequentiert, der irrt. Nur alle halbe Stunde begegnen wir einem Fahrzeug, häufig Militär. Auf Menschen treffen wir nur noch in den Städten. Dafür sieht man Sand, Sand und nochmals Sand. Die Einöde wird unterbrochen von Sanddünen, Steinwüsten, und vereinzelten Nomaden mit ihren Kamelherden. Unvorstellbar, von was diese Menschen hier leben. Dakhla und Laayoune, das sind die größten Städte. Hier bunkern wir Lebensmittel, Wasser, machen Wäsche und bringen alles auf Vordermann, bevor wir die letzten Kilometer Richtung Mauretanien zurücklegen. Der Friseur wird aufgesucht von Madame Corinne, während der Capitano bei diesem auf Unverständnis stößt. Hat man da noch Worte! 🤣
Im Rücken Europa, vor uns Afrika: so beginnt und endet die Überfahrt von Spanien nach Afrika.
Und wie geht es überhaupt weiter, fragen wir uns? Wir fahren an der Nordostküste von Marokko entlang und empfinden alles so ganz und gar nicht afrikanisch. Das soll Marokko sein? Alles blitzblank sauber, fast food an jeder Ecke. Touri-Schnäppchenangebote säumen die Strassen. Eigentlich alles viel zu europäisch und zu wenig spektakulär. Wir verwerfen unsere Planung kurzerhand und entschließen uns, das Rif-Gebirge anzusteuern. Deutsche Touris warnen uns. Ihr werdet schon sehen, auf was ihr euch da einlasst. Dort gibt es nur Rauschgiftdealer. Dort fahren Touristen besser nicht hin. Und das sagen die einem Capitano, der alkoholabstinent ist, noch nie eine Zigarette geraucht hat und bei dem Wort „Rauschgift“ hyperventiliert. Aber das Unbekannte lockt. Daher nichts wie hin.
Chefchaouen ist unsere erste Stadt, die wir besichtigen. Meinen Chef habe ich nicht gefunden, dafür aber eine Stadt mit engen, heimeligen Gassen, vielen Verkaufsläden, Restaurants, Cafes und einem fantastischen Flair. Immer wieder einen Besuch wert. Dass die alle Häuser blau anmalen, ist keine Modeerscheinung, sondern soll die Hitze in den warmen Monaten abhalten.
Euphorisch fahren wir die nächste Stadt an: Taounate. Beim Suchen nach einem Übernachtungsplatz spät abends in der Dämmerung haben wir die Idee, an einer Außenmauer zu dem Park eines Gouverneurs zu nächtigen. Natürlich haben wir vorher den uniformierten Nachtwächter um Erlaubnis gefragt. Wir fühlen uns sicher, sitzen beim Abendessen und schauen gerade den „Bergdoktor“, als es klopft und wir höflichst gebeten werden diesen Platz zu verlassen. Man könne uns keine Sicherheit zugestehen, der Platz sei zu gefährlich. Aber deshalb stehen wir doch bei Euch, daß ihr auf uns aufpasst, entgegne ich, immerhin habt ihr doch den Colt um den Bauch gewickelt. Nein, alle Argumente sind null und nichtig. Eine Eskorte wird Euch zu einem sicheren Platz begleiten. Die Eskorte waren dann ein Moped mit zwei undurchsichtigen Gestalten. Der ÜN-Platz eine Tankstelle, in dessen Nachbarschaft die Müllabführ ein und aus geht. Das nennt man marokkanisches Mobbing… 😏
Am nächsten Tag fliehen wir von Taounate in Richtung Tazekka Nationalpark. Unterwegs werden wir tatsächlich sehr oft gebeten anzuhalten, um Haschisch zu kaufen. Wir sehen vielleicht aus wie die 68er Generation, sind es aber nicht. Raucht Euer Zeug ohne uns.
Wir erreichen den Nationalpark, finden tolle einsame und unbeschreiblich schöne Natur und Plätze vor. Das entschädigt für vieles. Eine wunderbare Zeit.
Wir lesen, daß die Grotte von Friouato die größte von Nordafrika sein soll. Dinosaurierskelette wurden dort gefunden. Entsprechend groß ist unsere Erwartungshaltung. Als wir dort ankommen, erwartet uns eine riesige Baustelle. Geschlossen wegen Renovierungsarbeiten. Ein Aufpasser in einem Nachtwächterhäuschen beobachtet uns und bietet seine Dienste an, der Preis wird ausgehandelt. Am Eingang gibt es zur Sicherheit die Schutzhelme, Lampen bringen wir selber mit, und auf die Frage wann die Führung denn nun los geht, werde kurzerhand ich zum Führer ernannt. Das ist also die marokkanische Führung. Der „Nachtwächter“ gibt mir noch einige Tipps und erwartet uns in einer Stunde wieder am Einstieg.
Etwas mulmig und gaaaanz vorsichtig tasten wir uns in diese schon mystisch wirkende Grotte. Den Dino haben wir nicht gefunden, aber ein tolles Erlebnis. Mutterseelenallein in dieser riesigen Höhle – schon etwas gruselig. Auf die Frage warum die Grotte denn renoviert werden müsse, kommt die Antwort: aus Sicherheitsgründen, da vor einigen Jahren eine Touristin ums Leben kam. Gut, daß meine Führung bereits beendet ist.
Viele haben uns gewarnt, im Winter den Hohen Atlas zu befahren. Schnee, Eis und Geröll-Lawinen lassen diese Gebiete unpassierbar werden. Doch wir haben Glück. All das ist nicht eingetroffen. Wir lassen uns Zeit den Mittleren Atlas auszukundschaften, – selbst der Hohe Atlas zeigt uns sein schönstes Gesicht. Wir bewegen uns in hochalpinen Gegenden. Nahezu alleine, lediglich die Nomaden mit ihren Ziegen, Lämmern und Eseln vergolden uns die Zeit mit ihrer Gastfreundschaft. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Die Behausungen werden uns gezeigt. „Einfach“ ist maximal übertrieben. Für uns Europäer unvorstellbar, von was und wie diese Menschen hier leben. Und trotz aller Einfachheit werden wir zum Tee eingeladen und genießen die marokkanische Gastfreundschaft.
Auch „Karli“ verrichtet ganz zu unserer Zufriedenheit seine Dienste. Oft sind die geteerten Strassen „ausgefranst“, werden schmäler und sind zusätzlich unterbrochen von eingebrochenen Brücken über ausgetrockneten Flüssen. Immer wieder ist die Fahrbahn durch Regenfälle verursachte Furchen und Schlaglöcher fast unpassierbar. Hier sind wir froh, ein geländegängiges Fahrzeug zu haben. Für Wohnmobilisten ohne Allrad und Bodenfreiheit unmöglich. Einerseits ist diese Zweisamkeit ungewohnt, andererseits lernen wir damit umzugehen und respektieren die Natur mit all ihren Facetten.
Und so fahren wir von der Stadt Missour nach Er-Rich und besuchen in deren Nähe eine Palmen Oase. Kurz vor dem höchsten Pass Tizi-n-Ouano oberhalb der bekannten „Dades Schlucht“ übernachten wir bei Abdou, dem Besitzer einer kleinen Auberge, in 2.600 m. Es ist das erste Mal seit vielen Wochen, daß wir nicht alleine in der Wildnis übernachten.
Die Dades Schlucht ist bezaubernd, erfordert sie dennoch einiges an fahrerischem Geschick aufgrund der Pisten und Strassenverhältnisse. Silvester steht vor der Tür, daher entschließen wir uns einen Campingplatz aufzusuchen. Genug Zweisamkeit durchlebt. Menschen um sich zu haben, tut auch mal wieder gut. Wir treffen zwei belgische Paare mit ihren Kindern und ihren off-road Fahrzeugen und feiern in das Neue Jahr.
Mittlerer Atlas, hoher Atlas, und jetzt sind wir am Fuße vom Anti-Atlas. Bisher kannte ich lediglich den Welt-Atlas von Diercke. Wir fahren weiter nach Tachakchte, über den Pass Tizi Touggoukine. Übernachten an vielen einsamen Plätzen und genießen unser Leben. Weiter über Askaoun, Taliouine und Igherm bis zu dem Dorf Isil. Als wir uns dort die Beine vertreten, sehen wir dieses Dorf, das halb zerstört vor uns liegt. Hier hat das Erdbeben im September 2023 gewütet. Neugierig laufen wir in die Dorfmitte, als wir Kinderstimmen hören. Einige von ihnen spielen dort und nehmen uns augenscheinlich wahr. Neugierde und Ängstlichkeit spiegeln sich in ihren Gesichtern. Als wir näher kommen, rennen sie hinter die nächsten Häuserfassaden und rufen ihre Eltern zu Hilfe. Touristen, Weltreisende wie wir, sind in dieser Gegend fremd. Wir werden begutachtet, berührt, als ob wir von einem anderen Stern kommen. Eine Frau lädt uns zum Tee ein. Es ist Fatima, ihr Mann ist gerade auf dem Markt und sie hütet mit ihrem Sohn das Haus. Ihr altes Zuhause fiel dem Erbeben zum Opfer. Stolz zeigt sie uns ihr neues Haus, nicht vergleichbar mit europäischem Standard. Umso herzlicher die Einladung. Würden wir Deutsche marokkanische Nomaden einfach so einladen? Nachdenklich schauen Corinne und ich uns in die Augen…
Wir waren lange alleine unterwegs. Es zieht uns wieder zu den Menschen. In Tafraoute soll es einen riesigen Womo-Stellplatz geben. Dort erwartet uns eine gute Infrastruktur. Doch zuvor besuchen wir noch die Oase Ait Mansour und befahren am nächsten Tag eine schmale, steile Piste zu dem Ort Anirgui. Nur selten findet ein Fahrzeug den Weg in dieses Bergdorf. Herzlich werden wir von den Kindern empfangen. Wir übernachten an der einzigsten Moschee, wo ein Wenden unseres Fahrzeuges überhaupt möglich ist. Als wir am nächsten Morgen los fahren, rutsche ich bei einer engen Kurve mit dem Hinterreifen in einen Graben. Der Koffer pendelt nach rechts und schlägt an einen Stein. Mir stockt der Atem. Glück im Unglück. Die Airline Schiene hat die Wucht des Aufpralls abgefangen. Zwei kleine Löcher müssen dann in Deutschland repariert werden. Das ist der Preis, den man bezahlt bei solchen Abenteuern.
In Tafraoute beziehen wir einen riesigen Stellplatz. Hier treffen sich die Wohnmobilisten, Camper und Weltreisende mit ihren Trucks. Informationen werden ausgetauscht. Es wird nicht langweilig. Wir besuchen Sehenswürdigkeiten, bereiten Karli vor und überlegen, wie wir die weitere Reise gestalten. Die Westsahara ruft.
Auf dem Weg in die Westsahara kommen wir durch die Stadt Guelmim. Wir lesen etwas von einem Kamelmarkt. Hört sich doch interessant an. Also wird hier übernachtet. Und tatsächlich, auf einem Innenhof in einer Karawanserei sammeln sich Herden von Ziegen, Schafen, Kamelen und werden angepriesen. Dann werden wir auf deutsch angesprochen. Es ist Bekir, ein Kamelverkäufer, der sieben Jahre in Deutschland gearbeitet hat. Und dann auch noch in der Pfalz. Speyer ist ihm bestens vertraut – meine Geburtsstadt. Als ich auf seine Preisvorstellungen nicht eingehe, schlägt er mir einen Tauschhandel vor. Und wie soll der aussehen? Seine Augen wandern zu Corinne und dann zu mir. Dein „Täubchen“ für mein Kamel. Und das meint der wohl im Ernst. Bei aller Liebe, kann Dein Kamel etwa kochen, navigieren, einkaufen, und die vielen anderen Dinge? „Unverkäuflich“ ist die kurze und schnelle Antwort. Wir verlagern unseren Schwerpunkt zur Markthalle, in der Gemüse, Obst und allerlei Sachen verkauft werden. Hier kommt hoffentlich keiner auf solch abtrünnige Gedanken. Was würden meine Freunde sagen, wenn ich mit Karli und einem Kamel nach Deutschland käme. Ein außergewöhnlicher Tag. Das ist Afrika!
November 2023:
Und da gibt es doch tatsächlich eine „spanische Wüste“, die Bardenas Reales„. Eine wunderbare Landschaft, wenn auch nicht vergleichbar in ihren Dimensionen mit der „Lut“ (Iran), oder der Rub al Khali (Saudi Arabien).
Ein starkes metallisches Quietschen am Fahrzeug bereitet mir Sorgen. Die nächste IVECO Werkstatt wird aufgesucht. Das Problem wird beschrieben – der Meister schüttelt verständnislos den Kopf. Eine junge Dame mit ansprechender Kleidung ist beim Übersetzen behilflich und es fällt mir schwer, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Eine neu eingebaute Blattfeder schlägt an eine Schraube. Am nächsten Tag wird das Problem behoben. Hoffentlich geht`s irgendwann auch mal ohne Werkstatt.
Daher geht es ganz schnell nach Santiago de Compostela. Vielleicht erhört uns dort der heilige Jakobus. Pilger aus aller Welt treffen hier zusammen, und es fällt schwer zu glauben, wie viele Kriege und wieviel Leid zur Zeit die Menschheit belasten. Wie sehr sind wir doch privilegiert auf dieser Welt.
Dezember 2023:
Ganz gemütlich bei schönem Wetter wollten wir die portugiesische Küste nach Süden tingeln. Das erste ist machbar, das zweite nur bedingt. Sonnen- und Regentage wechseln sich ab, so dass wir die Regentage häufig in nett anzusehenden Fischerorten oder Kleinstädten verbringen. Burgen, Kastelle, Schlösser, Kirchen und das Lazarettschiff in Viana do Castelo werden besichtigt und die Zeit vergeht wie im Fluge. Der liebe Gott möge mir verzeihen, dass ich außerhalb unserer Reisen nicht in die Kirche gehe. Hier wird alles wieder aufgeholt. Ob sich der liebe Gott solch monströse und prächtig ausgestattete Paläste gewünscht hätte? Ich mache mir so meine Gedanken. Nachdenklich werde ich auch, als ich bei einer Fahrt nach Porto ein Geräusch wahrnehme, das mir vollkommen neu erscheint. Es wird doch nicht wieder ….?
Und da ist es wieder ,,dieses schnattrige Geräusch bei einer bestimmten Umdrehungszahl im 3. Gang. Die nächstliegende IVECO Werkstatt in Lissabon wird angefahren. Ein kurzer Check in der Werkstatt löst leider nicht unser Problem. „Wir haben keine Zeit. Ihr müsst 60 km weiter fahren in die nächste Werkstatt.“ So die Aussage des Werkstatt-Chefs. Das sind die unangenehmen Dinge bei solch einer Reise, auf die man gerne verzichten könnte.
Ein geplantes Treffen mit Paul und Ingmar, – Fliegerfreunde, die sie sich gerade in Lissabon aufhalten, müssen wir daher ausfallen lassen. Karli hat Vorrang.
Der Werkstattmeister in Setubal vermutet ein Problem an Kardanwelle – Getriebe. Ich kann ihn gerade noch überzeugen, die Ursache an anderer Stelle fortzusetzen und die Schrauben am DPF zu überprüfen. Und tatsächlich finden wir beim Lösen der Schrauben, dass eine davon angerissen war. Kurze Zeit später können wir unsere Fahrt fortsetzen. Unser Ziel ist das „Cabo de Sao Vincente„, die südwestlichste Ecke von Europa. Eine tolle Steilküste, die brüllende Brandung und das Flüstern der nächtlichen Wellen bei Ebbe lassen uns die unangenehmen Dinge vergessen.
Ein Nebeneffekt in dieser Gegend der Algarve sind die Touristen. Viele wollen hier überwintern. Wir folgen der Südküste von Portugal, besuchen die Städte Sagres, Lagos, Albufeira und Tavira mit ihren tollen Sandstränden und müssen uns an die Touris mit ihren Eigenheiten erst wieder gewöhnen. Wir können uns gut vorstellen, wie es hier erst in der Hochsaison zu geht. Hier tobt der „Bär“.
Sevilla, eine Stadt seinesgleichen. Die Innenstadt strahlt uns an mit mächtigen Kathedralen und pompösen Kirchen. Das stündliche Glockengeläute zieht die Aufmerksamkeit auf diese so faszinierenden Gebäude und verleiht dieser Stadt einen ganz besonderen Charme. Hier treffen sich Menschen aus aller Welt mit gleichen Interessen. Hoch lebe die Kultur.
In den letzten sechs Wochen sind wir fast jeden Tag gefahren. Reisen kann auch anstrengend werden. Wir wünschen uns einen netten Ort, an dem wir für mehrere Tage verweilen wollen. Einkaufen, Karli putzen, Madame möchte zum Friseur, und mir fehlt so sehr mein gewohnter Sport. Dies alles zieht uns zu einem netten Fischerort 150 km südlich Sevilla und das ist „Conil de la Frontera„. Und dann haben sich Margit und Peter (Freunde aus Würzburg) angekündigt, die das gleiche Ziel anpeilen. Zusammen verbringen wir eine wunderbare Zeit.
November 2023:
So, da ist er nun, der verschobene START. Aus dem Plan, die arabische Halbinsel zu bereisen, wurde aufgrund des Nahostkrieges umdisponiert in Nordafrika.
Und mit jedem neuen Start geht ein ABSCHIED einher. Es fällt uns immer wieder schwer, die gewohnten Pfade zu verlassen. Da sind die Bindungen zu Familie, Freunden und Freundinnen und natürlich das Nachbarskätzle Lilly, die genauso traurig dreinschaut wie wir. Bei Corinne kommt die ein oder andere Träne – ich bin kurz davor. Eigentlich sollten wir uns doch freuen. Endlich sind die Vorbereitungen abgeschlossen. Das Fernweh, die kindliche Neugierde und die anstehenden Abenteuer bescheren uns eine letzte unruhige Nacht im heimischen Bett. Und als wir die Türen abschließen, überkommt uns ein sentimentales Gefühl. Nach vorne schauen, nicht umdrehen, so verlassen wir wortlos unser geliebtes Zuhause.
Doch da war doch noch etwas? Wir bekamen eine Einladung zur Siegerehrung in Freudenstadt. 1. Platz in der Doppelsitzerklasse in der „Deutschen Meisterschaft im Streckensegelflug“. Wer hätte das erwartet. Wir am wenigsten. Im März eine heftige Schulteroperation mit der Prognose, frühestens ab Juli / August wieder fliegen zu können. Im März die OP, und Ende April konnte ich bereits wieder alleine fliegen. Und dann waren da einige wenige Tage mit tollem Segelflugwetter. Drei Dreiecksflüge mit um die 800 km geflogen. Das Wetter richtig erkannt, ein eingespieltes Team, wenige große Fehler gemacht und wenn dann viele Dinge positiv zusammen kommen, dann kann man unter 2.500 Teilnehmern auch mal gewinnen.
Nach fast drei Tagen in Freudenstadt ist unser Ziel in den nächsten zwei Wochen die Pyrenäen zu erreichen. Aber auf welchem Wege man da hinkommt, verursacht schon die ein oder andere Diskussion. Madame bevorzugt die Sehenswürdigkeiten, Monsieur dann doch eher die Natur oder heimeligen Cafes. Die Wetterprognosen werden studiert und man einigt sich. Schlechtes Wetter = Stadt, gutes Wetter = Natur.
Wir besuchen Straßburg und natürlich „General Kleber“. Gut, daß er mich nicht mehr fragen kann, ob ich gedient habe. Mit dem Capitano ist kein „Krieg“ zu gewinnen.
Dann lieber die Einladung von Freunden, Beate und Lars in Freiburg, zu einem gemütlichen Essen annehmen.
Und dann folgen neue Ziele: Französischer Jura, Besuch von einsamen und idyllischen Weingütern, verschlafene und von Tourismus unberührte Ortschaften. Und am Abend das Aufsuchen von mindestens „4 Sterne Stellplätzen“. Improvisation ist gefragt. Nach 2 Wochen stehen wir am Fuße der Pyrenäen.
Da liegen sie nun vor uns, die prächtigen und etwas mystisch anzusehenden Pyrenäen. Das Wetter spielt mit. Ein Hochdruckgebiet hat sich manifestiert. Unsere erste Etappe ist der Col de Portet d`Aspet. Und als wir abends einen Übernachtungsplatz suchen, leuchtet für einen kurzen Augenblick die Warnleuchte auf: „zu wenig Kühlwasser“. Noch denke ich mir nicht viel dabei, kontrolliere dieses und fülle etwas Wasser nach.
Der nächste Tag beginnt mit dem Anstieg eines weiteren steilen Passes zum Col de Menté, als mir wieder mal eine innere Stimme sagt: „Schau nach Karli“. Wir stoppen, und als ich die Motorhaube öffnen will, sehe ich schon wie eine große Menge Flüssigkeit auf den Boden plätschert. Karli leidet an Inkontinenz. Leiter raus, Kopf rein in den Motor und nach heftigem Suchen und Gefluche beim Abschrauben von diversen Teilen sehe ich die Ursache. Ein Distanzhalter zwischen zwei Kühlwasserschläuchen ist gebrochen. Die beiden Schläuche reiben aneinander und eine darunterliegende Schlauchschelle hat ein Loch verursacht. Heißes Wasser verbrennt mir fast die Finger und unter heftigem Gestöhne kann ich Karli provisorisch reparieren. Bis zur nächsten Werkstatt muss es halten. Diese liegt 40 km im Norden in einem Tal in der Ortschaft Saint Gaudens.
Die erste Werkstatt ist limitiert. Eine Werkstatt für PKW. 3,0 m Torhöhe. Da passt unser „Bester“ selbst mit Schieben und Drücken nicht hinein. Wir werden an eine weitere Werkstatt geschickt, die uns zu verstehen gibt, „pas du temps“ und uns an einen Wohnmobilschrauber verweist. Na ja. Dieses Mal haben wir Glück und ein junger Franzose kann den Heizungsschlauch mit einem Zwischenstück auf alle Ewigkeit reparieren. Wir sind erleichtert. Die Reise geht weiter.
Am nächsten Tag erreichen wir in einem Skigebiet den Ort Peyragudes mit dem „Altiport 007“. James Bond lässt grüssen. Ein Flugplatz nur für Könner. Weitere Pässe, wie der Col d’Aubisque oder Col du Tourmalet, bekannt für die höllischen Anstiege bei der Tour de France, lassen erahnen welchen Strapazen die Rennfahrer ausgesetzt sind. Gut, daß wir unseren Karli haben. Ein phantastischer „5 Sterne ÜN-Platz“ auf dem Col d’Aubisque entschädigt für vieles.