Reise nach Marokko | Teil 7 – Fahrt zurück durch Marokko von Süden nach Norden entlang am Atlantik:
Sidi Ifni – Legzira – Nid d’Aigle – Tifnit – Agadir – Paradiestal – Imouzzer – Imsouane – Essaouira – Safi – Oualidia – El Jadida – Rabat – Tanger Med
Februar/März 2024:
Wir tingeln gemütlich gen Norden an der Küste entlang. Die Gegend wirkt touristischer und europäischer Standard wird zur Gegenwart. Häufig wurden wir gewarnt, nicht frei zu stehen. Die Gendamerie würde uns vertreiben. Doch als wir uns die Campingplätze anschauen, gefallen uns die allerwenigsten. Fast immer stehen wir in der Natur, oft völlig alleine und losgelöst von den Menschenansammlungen. An dieses Leben haben wir uns zu sehr gewöhnt. Das enge Aufeinander sein übt auf uns keinen großen Reiz aus, wenngleich wir gerne Kontakt zu anderen Reisenden hätten. So ist doch die Welt der Wohnmobilisten eine völlig andere als die der Weltreisenden, wie es zum Beispiel in Mauretanien war. Dort gab es nur noch die Langzeit-Reisenden, die man auch nur selten angetroffen hat. Ein Kontakt war von beiden Seiten schnell hergestellt und auch erwünscht. Daher suchen wir sehr oft abgelegene Plätze mit fantastischer Aussicht oder wir werden in abgelegenen Dörfern zum Essen eingeladen und überredet, doch bitte auch über Nacht zu bleiben. Diese Erfahrungen lieben wir und es ist das, was wir suchen! Jeder Tag verläuft anders, als wir uns das morgens noch so vorgestellt haben.
Pech haben wir mit unserem Dieseltank. Vor wenigen Tagen geschweisst, fängt dieser wieder an zu tropfen. Dieses Mal steuern wir einen Campingplatz bei Tifnit an, da wir dort Hilfe finden, um unser Problem zu lösen. Einen ganzen Tag müssen wir opfern für eine erneute Reparatur. Dieses Mal haben wir ein besseres Gefühl als beim ersten Mal. Da wurde leider gepfuscht. Erfahrungen, auf die man gerne verzichten kann!
Nordöstlich von Agadir wird uns von Nadine, die wir in Mauretanien kennen gelernt haben, das Paradies-Tal empfohlen. Wir finden einen tollen Übernachtungsplatz abseits der Touristenströme. Am nächsten Morgen wollen wir das Tal näher erkunden, als aus einem fast schon pompösen Haus eine Stimme in akzentfreien Deutsch seine Hilfe anbietet. Es ist Ali, ein Marokkaner, der in Deutschland studiert hat und mit seiner deutschen Tochter seinen Urlaub hier bei seinen Verwandten verbringt. Obwohl wir uns überhaupt nicht kennen, bittet er uns darum seine Gäste zu sein. Es folgen wunderbare Gespräche bei Tee und Essen. Aus einer Stunde wird ein halber Tag und die Talwanderung wird kurzerhand um einen Tag verschoben.
Nach einigen Tagen im Paradies-Tal wollen wir zurück an die Atlantikküste. Wir bleiben bewusst einige Kilometer im Landesinneren, um den Wohnmobilisten zu entfliehen, als wir eine kleine Piste entdecken, die einen Berg hinauf zu einem Dorf führt. Am Ortsrand angekommen, werden wir von Kindern umzingelt und neugierige Blicke lassen erahnen, was in den kleinen Kinderköpfen sich so abspielt. Wieder werden wir eingeladen zu Speis und Trank. Mit Händen und Füßen und mit Hilfe des Google-Übersetzers führen wir ein Gespräch. Wir werden zum Übernachten fast schon genötigt, lehnen aber dankend ab. Karli will nicht alleine sein. Ob es so etwas auch in Deutschland gibt? Die Gastfreundschaft erreicht ihren Höhepunkt!
Essaouira, eine vielbesuchte Stadt westlich von Marrakesch, macht uns neugierig. Wir verbringen zwei Tage und fahren weiter nach Safi. Hier gibt es viele Manufakturen, vor allem Töpfereien, die in aller Welt bekannt sind. Wir laufen durch die Kasbah von Safi und wundern uns, daß ein deutsch sprechender Marrokaner in gebührender Distanz uns begleitet und ungefragt Auskunft über die Gegebenheiten dieser Stadt gibt. Als er uns seine Töpferei zeigen will, ist klar, welches Ziel dieser Herr hat. Aus Anstand folgen wir, und tatsächlich verlassen wir diese Stadt mit zwei Taschen handgefertigter Töpferei-Kunststücken.
Wir folgen der Küstenstrasse nach Norden und besuchen Rabat, die Hauptstadt von Marokko. Dort einen Parkplatz zu finden, grenzt an ein Wunder. Wir bitten einen gelangweilten Parkplatzwächter um Hilfe. Prompt weist er uns einen Platz auf einer Anhöhe eines Parkplatzes zu. Die Stadt liegt zur linken, das rauschende Meer zur rechten. Das Leben kann manchmal so einfach sein!
Und dann ist da noch Frau Capitano. Der Wunsch nach einem Friseur wird zum Tagesgebet. Und natürlich ist der Capitano bemüht, diesem Wunsch gerecht zu werden. Wir finden einen Salon. Mindestens einen Tag Wartezeit ist die Auskunft und erinnert uns an europäische Verhältnisse. Wir beschreiben unsere Situation und erklären, daß wir Weltreisende sind. Es entstehen heftige Diskussionen unter den Kunden. Einige Telefonate nehmen ihren Lauf und eine halbe Stunde später sitzt Frau Capitano in einem Frisiersessel und fühlt sich pudelwohl! 🤣
Wir nähern uns dem Mittelmeer. Folgt man der Küstenstraße nach Norden, wimmelt es nur so von Wohnmobilen. Nicht ganz nach unserem Geschmack. Wir entscheiden uns etwas mehr im Landesinneren zu fahren, als wir auf einer Anhöhe eine kleine Siedlung entdecken. Dort könnte ein idylischer Übernachtungsplatz sein. Bis vor kurzem hat es hier geregnet und die Zufahrtswege sind nicht ganz einfach zu befahren. Der Capitano läuft sicherheitshalber die Piste zu Fuß ab, um sicher zu gehen, daß Karli das auch schafft. „Kein Problem“ lautet die Antwort. Kurze Zeit später sucht sich Karli mit eingelegter Sperre und Untersetzung stoisch seinen Weg. An einer Spitznadelkehre, an der zuvor Baufahrzeuge einen Graben ausgebaggert haben, gibt der Boden nach. Karli bricht ein, und wir stecken wieder einmal bis zur Hinterachse fest. Uns bleibt fast das Herz stehen. Einwohner eilen heran. Die Einheimischen telefonieren untereinander und wollen helfen. Die Sandbleche werden abgeschraubt und kommen zum Einsatz. Nach einer halben Stunde Arbeit kommen wir frei, stoßen zurück und hängen zehn Meter weiter wieder fest. Die Enttäuschung steht uns in den Gesichtern. Die Dämmerung naht. Wir schaffen, schaufeln, unterbauen mit Steinen und arbeiten unermüdlich. Nach einer weiteren halben Stunde kommen wir mit Hilfe der hier lebenden Bauern wieder frei. Erleichtert steuern wir unseren auserkorenen Platz an. So ist es, wenn man sich zu sicher fühlt. Oft kommt es anders als man denkt. Europa kommt in Sichtweite.