Iran 2022 | Teil 7 – Georgien: Weinroute – großer Kaukasus

Reise nach Iran | Teil 7 – Georgien:

Weinroute – Großer Kaukasus – Stepantsminda – Truso-Tal – Kloster Gelati – Kutaissi – Tskaltubo  – Prometheus-Höhle    

Sighnaghi, auch wieder eine tolle Stadt mit riesigen Festungsmauern. Durch das Stadttor im Zentrum haben wir gerade so durch gepasst. Auf den Kauf solch einer Pudelmütze mit den Mickey Mouse Stiefeln haben wir bei 35 Grad dann doch verzichtet.

Von Sighnaghi aus sind wir eine  Weinroute nach Nordwesten gefahren. Erinnert mich an die Weinstrasse in meiner Heimat, der Pfalz. Ein Landsitz in Zinandali einem herrlichen Park war uns ein Autostopp wert. Unter anderem lag da Lenins Kopf auf dem Boden – ziemlich lieblos und verächtlich. Putin warte nur ab – igendwann ergeht es Dir genauso. Dann ist Feierabend mit dem großrussischen Reich.

Und dann war da dieser bisher schlimmste Moment unserer Reise. Die sogenannte „Heeresstrasse“ führt direkt in den Großen Kaukasus bis zur russischen Grenze. Wir wollen uns mit den anderen Fahrzeugen an einem Aussichtspunkt treffen und dort übernachten.

Etwas abseits gelegen auf einem Hügel stehen bereits die anderen. Wir kommen dazu, wollen uns dazu stellen, da empfiehlt Tommy, unser Leader, einen noch besseren Platz. Musst nur durch diese kleine Senke fahren, sei aber angeblich kein Problem – und ich vertraue vollends ohne mir selbst ein Bild zu machen. Mit etwas Schwung wird das schon klappen. Nix war’s. Ein Albtraum wird wahr. Wir stecken fest bis zu den Tanks. Alle Differentiale gesperrt, vorwärts – rückwärts. Nichts geht mehr. Mir ahnt Schlimmes. Ich kann’s nicht glauben. Warum habe ich mich auf die Aussage verlassen? Ich ärgere mich maßlos.

Corinne schaut mich mit großen Augen und blassem Gesicht an. Es ist wahr. Das Drama nimmt seinen Lauf.

Schaufeln raus, Bergegurte werden von mir ausgelegt. Die Arbeitskombi wird angelegt und es beginnt ein mühseliges, nicht endendes Drama. Regen ist angesagt. Wie soll es auch anders sein. Zwischenzeitlich ist Philippe angekommen mit seinem Unimog. Unsere Rettung? Wir verlängern die Bergegurte, da Philippe ca. 30 m außerhalb der Schlammsenke auf trockenem Untergrund sich plaziert. Wir lassen die Luft zur Hälfte aus unseren Reifen. Nach 3 Stunden Arbeit bin ich am Ende meiner Kräfte und wir können einen Versuch starten. Philippe zieht an und ??? Es tut sich gar nichts. Wir sind wie festbetoniert. Dann stellen wir den 13 Tonner MAN vor den Unimog. Vielleicht klappt’s dann. Eine Stunde später, weiterer Versuch – nichts geht, unsere Moral hat einen Tiefpunkt erreicht. Und dann fängt es an zu regnen. Wir brechen ab und verbringen eine schlaflose Nacht in unserem Schlammloch. Uns  gehen unzählige Szenarien durch den Kopf!

Am nächsten Morgen, der Regen hat aufgehört, es ist bitterkalt (4 Grad) und es bläst ein eisiger Wind in über 2.000 m. In aller Frühe zwänge ich mich in die nassen Klamotten und versuche „Karli“ weiterhin aus seiner Umklammerung von Schlamm, Matsch und Dreck zu befreien. Zwei Stunden später kommt das erste Personal des Aussichtspunktes. Mit viel Überredungskunst und mit Händen und Füßen versuche ich, Hilfe zu organisieren. Ich treffe auf taube Ohren. Wo bleibt die Gastfreundschaft? Die Georgier geben mir zu verstehen: wir hätten die besten Fahrzeuge und sollen uns selber befreien.

Es ist bereits Mittag. Noch einmal stellt sich der Unimog zu einem weiteren Bergeversuch auf. Fehlgeschlagen. Der 13 Tonner MAN will sich davor stellen – und dann versinkt sein rechtes Hinterrad im Schlamm. Er nimmt eine bedrohliche Schräglage ein und uns bleibt fast der Atem stehen. Bergematerial wird umgebaut, der Unimog steht nun vor dem MAN. Wir schaffen wie die Wilden, und unsere Ideen gehen allmählich zu Ende. Philippe zieht an, und langsam bewegt sich das Monster. Der MAN kommt frei. Ein Stein fällt uns vom Herzen.

Jetzt noch die Sandbleche vor Karli, wir haben alles Erdenkliche optimiert, einige Georgier sind nun doch noch zu Hilfe gekommen und arbeiten mit. „Karli“ bewegt sich und Philippe zieht uns 100 Meter durch Dreck und Schlamm. Wir sind frei und liegen uns in den Armen. Ein Drama ist zu Ende!

Wir fahren weiter in den Großen Kaukasus nach Stepantsminda. Parken am Fuße des über 5.000 m hohen „Kazbegi“ mit phantastischer Aussicht. Einen Tag verbringe ich mit Säubern von „Karli“ und dem ganzen Drumherum. Die Bergwelt zieht uns in ihren Bann und lässt das Vergangene vergessen.

Von der „Heeresstrasse“ fahren wir in ein Quertal, genannt das Truso-Tal. 10 km anspruchsvolle Piste ist angesagt. Die großen LKW’s sind mit ihrer Bodenfreiheit und den großen Rädern im Vorteil. Wir schaffen die Piste bis zum Ende des Tals. Und ich bin ebenso geschafft. Pistenfahren war noch nie unsere Lieblingsdisziplin.

Hier sind in grandioser Bergwelt die Menschen bettelarm. Nur wenige Touristen verirren sich in solche Gegenden. Und das sind Overlander wie wir. Diese Gegenden sind nur mit geländegängigen Fahrzeugen erreichbar, und auch nur an 3 – 4 Monaten im Jahr. Wir haben  Glück mit dem Wetter und können diese Strecke bewältigen.

Kurz zusammengefasst:

Werkstattbesuch – Besuch des Klosters Jvari bei Tiflis und der Felsenkirche Katskhi – tägliches Fitness mit Verstärkung – Respekt vor den LKW Fahrern in diesen Gegenden.

Nach dem Besuch des Klosters Gelati und der Stadt Kutaisi fahren wir nach Tskaltubo, eine ehemalige Hochburg mit Sanatorien und Bädern zu Zeiten des großrussischen Reiches. Vieles ist verlottert und verfallen. Einiges aber auch wieder aufgebaut und renoviert.

Nach anstrengendem Einkaufen sind wir neugierig, wollen wissen, wie es in solch einem Edel-Wellness-Sanatorium zugeht. Im Overlander-Outfit werden wir an der Reception vorstellig, lassen uns die Preisliste zeigen. Corinnes Schwabenherz schlägt bei diesen super Preisen schon am Limit und die Versuchung lockt. Aber wir haben nichts dabei, im Gegenteil, wir sind bepackt mit Plastiktüten rechts und links. Brot, Gemüse, Obst usw. Ist eine Massage möglich? Aber ja, sofort. Die Massagechefin zeigt mir eine Plastikunterhose. Oh no, thank you, my problem is in the back size S, in front I have XXL. Vier Damen hinter dem Tresen verdrehen die Augen und haben den Mund sperrangelweit offen. Und hinter mir sagt auch noch Corinne halblaut: Du Angeber.

Und schwubb di wubb liege ich auf der Liege und werde von vorne bis hinten durchgeknetet. Es war herrlich. Als ich gehe, werde ich von einer weiteren Dame gefragt, wann ich wieder komme. Es gibt schon tolle Momente im Leben.

Zu beschreiben, was ich hingegen bei der Besichtigung der vielen „lost places“ aus früheren Zeiten empfinde, rückt in den Hintergrund.

Iran 2022 | Teil 6 – Georgien: Felsenstadt Vardzia – Tiflis – Vashlovani-Nationalpark

Reise nach Iran | Teil 6 – Georgien:

Felsenstadt Vardzia – Tiflis – Vashlovani-Nationalpark   

Die Reiseänderung:

Eigentlich wollten wir von der Türkei aus in den Iran. Von wegen. Von anderen erfahren wir, daß unser vorgesehener Grenzübergang chaotisch ist. 5 Stunden Wartezeit, dafür ist der Kaukasus im Moment weitgehendst schnee- und eisfrei. Wir passen uns an. Der Kaukasus ruft. Der Iran muss warten. Georgien und Armenien sind unsere nächsten Ziele, wäre da nicht????

Die Felsenstadt Vardzia mit ihren imposanten Höhlenwohnungen lässt erahnen, wie hier die Menschen früher gelebt haben. Rheuma- und kälteanfällig darf man hier nicht sein. Aber stabil sind diese Art von Wohnungen auch noch über 1.000 Jahre später. Dagegen wirken unsere heutigen Unterkünfte wie eine Pappschachtel.

Eine Piste von 7 km führt uns hinauf auf ein Hochplateau. Wir brauchen 1 Stunde 10 Minuten. Das ergibt einen Schnitt von 6 km/h. Dafür ist das Panorama nicht zu überbieten!

Es folgen weitere Seen und Schluchten mit unterschiedlichsten Kirchen, Klöster, Mönchen.Was man nicht alles für den lieben Gott so gebaut hat. Dann kommen wir letztendlich in Tiflis an. Seht einfach selbst.

Tiflis: das ist also jetzt die Hauptstadt von Georgien. Riesig, hypermodern, heruntergekommen, chaotisch, verträumt, surreal. Es gibt nicht genügend Worte dafür.

Oberhalb der Sameba Kathedrale ist ein Stellplatz. Dort treffen wir weitere Overlander und Weltreisende. Ein Austausch lohnt immer. Was es da für Menschen gibt!!! Der Wahnsinn. Das erzähl ich euch, wenn wir uns wieder sehen.

Es kommt immer anders, als man denkt. Wäre da nicht der Kaukasus und das liebe Wetter. Im Westkaukaus Regen, Regen, Regen. Der Weg nach Batumi an der Schwarzmeerküste ist unser anvisiertes Ziel. Doch die Pässe dorthin sind unpassierbar. Nomaden wie wir haben gelernt sich anzupassen und die Natur zu respektieren. Auf dem Weg zum Kochebi See sind wir am Nachdenken. Vashlovani Nationalpark. Noch nie gehört. Ist ganz im Südosten von Georgien und unmittelbar umzäunt von der Grenze zu Aserbaidschan. Wüste, Steppe, Hitze, Natur pur und das in Georgien. Keine Strassen, nur Pfade, Pisten und was es sonst noch so gibt. Da wollen wir hin. Und das Wichtigste – dort ist das Wetter gut.

Vashlovani-Nationalpark

Zunächst mal ist eine Beratung bei der Information in Dedoplitskaro notwendig. Danach folgt ein Permit. Damit fährt man zur Polizeidienststelle, die nach langer Durchsicht verschiedenster Dokumente und Formulare den Zutritt zum Park genehmigt. Zeitdauer ca. 3 Stunden.

Getrennt fahren wir zu der  Zufahrtsoberschotterpiste. Übersät mit Schlaglöchern sind wir nach 1 1/2 Stunden weichgerüttelt. Strecke ca. 5 km. Allrad ist vorgeschrieben, wir fahren aus Sicherheitsgründen die meiste Zeit im Konvoi. Der erste Tag endet mit einem Übernachtungsplatz in grandioser Natur. Nachts träume ich von großen und kleinen Steinen, spitze, runde, scharfe, stumpfe. Vom eventuellen Radwechsel, Schlammlöchern, Bergeaktionen und was es sonst noch so alles gibt. Ist das jetzt gut oder schlecht?

Am nächsten Tag wollen wir zu einer Destination nur für „advanced driver“. Unruhe macht sich breit. Ausbüchsen gilt nicht. Nach einer Stunde Fahrzeit geht es nicht mehr weiter. Vor einem ausgetrocknetem Flussbett bleibt die Kolonne stehen. Steine, Äste, Furte versperren den Weg. Wenden unmöglich. Astschere, Pickel, Schaufeln, Handschuhe und ein guter Wille werden mobilisiert. Es folgt „hard work“, und das macht man alles freiwillig! Nach 2 Stunden Arbeit stehen wir alle fünf in einem Flussbett. Und dann geht es erst richtig los über Stock und Stein. Nach weiteren 2 Stunden haben wir eine kleine Anhöhe erreicht, stellen die Fahrzeuge ab und fallen erschöpft ins Bett. Am nächsten Tag geht es weiter. Raus aus dem Flussbett, die Pfade hoch bis zu wahnsinnig schönen Aussichtspunkten. Kneif mich mal, ob das alles so wahr ist, was wir hier sehen. Dann wieder ein Stopp. Wad denn nu. Ein großes Schlammloch, sieht doch gar nicht so schlimm aus. Nein, da blubbert doch etwas. Kein Problem. Der Capitano holt die Gummistiefel, greift in die Pfütze und rettet eine Wasserschildkröte vor den LKW`s. Ein schönes Gefühl! Es folgen noch viele Schlammlöcher in den Senken von dem vorhergehenden Regen. Karli kommt an seine Grenzen. Manchmal bleibe ich stecken, kann glücklicherweise zurücksetzen und weiter geht es. Bloß nicht stecken bleiben! Karli und ich geben alles. Untersetzung, Differentialsperren, Mitte, hinten, vorne. Das volle Programm wird benötigt. Mit Front- oder Heckantrieb gäbe es kein Weiterkommen. Nach knapp vier Tagen verlassen wir dieses wunderschöne Paradies.

 

Adler, Geier, meine großen Vorbilder beim Fliegen. Faszinierend, mit welcher Leichtigkeit diese grazilen Vögel die Thermik nutzen und die Aufwinde erspähen. Bei Dedopliszqaro gibt es eine „Adlerschlucht„. 2 Stunden sitzen Corinne und ich unter einem kleinen Busch und beobachten das Treiben dieser Tiere, bis wir wieder zu „Karli“ zurückkehren. Unvergessliche Eindrücke von Georgien und dessen Fauna, Flora und seiner Tierwelt.

Iran 2022 | Teil 5 – Türkei: Erzerum – Nemrut Gölü – Van-See – Dogubayazit – Ani

Reise nach Iran | Teil 5 – Türkei:

Götterberg Nemrut Dag – Erzurum – Nemrut Gölü – Van Gölü – Dogubayazit – Ani

Wir flüchten nach drei Tagen Tourihotspot in Göreme nach Göksun (noch nie gehört). An einem Fluss ist eine Forellenzucht mit dazugehörigem Lokal. Spricht uns doch der Chef in Berliner Deutsch an und verspricht grillfrischen Fisch. Und wie recht er hat. Auf die Preußen ist Verlass, vor allem auf die türkischen.

Uns hat es erwischt. Noch frech haben wir berichtet, wie gut die Köfte im Strassenlokal bei Göksun geschmeckt hat. Nachts kommt die Quittung.  Magen-Darm Probleme. Die Toilette im Dauereinsatz. Und dann wollen wir am nächsten Tag auf den Götterberg Nemrut Dag. Die letzten drei Kilometer sind steile Schotterpiste. Wir ersparen uns ausnahmsweise das Laufen. Unser Karli wird uns schon hochschaukeln.

Rien ne va plus!!!

Noch 1.000 Meter Weg zum Gipfel des Nemrut Dag. Untersetzung ist eingeschaltet und mittleres Differential gesperrt. Mitten im steilen Geröllhang (15%). Ein schriller Piepston lässt uns erstarren. Am Armaturenbrett leuchten Lichter wie an Weihnachten der Christbaum. „Getriebe defekt“ blinkt es im Fehlerfeld zwischen Tacho und Drehzahlmesser. Corinne schaut mich an, wie ein Stoppschild. Ich halte sofort an. Ein Auto kommt entgegen und hupt. Als ob wir nicht schon genug Stress haben. Kann keinen Gang mehr einlegen. Alles blinkt und Karli macht keinen Mucks mehr. Rolle einige Meter zurück. Versuche wieder anzufahren. Nichts geht mehr. Corinne steigt aus, um den „Hupern“ zu erklären, dass wir eine Panne haben. Zündung aus, Zündung an. Noch zweimal wiederhole ich das und oh Wunder, ich kann wieder anfahren. Nach 100 Metern stelle ich Karli in eine Ausbuchtung und wir müssen uns erst mal alle beruhigen. Wir gehen zu Fuß zu den Götterfelsen, bitten diese demmütigst um Vergebung. Zeus hat Einsicht mit uns. Karli springt an und bringt uns sicher zu einem herrlichen ÜN-Platz.

Städte vermeiden wir gerne. Chaotischer Verkehr und die Türken gestalten ihre Fahrweise nach Lust und Laune. Wir müssen dringend nach Erzerum auf die Botschaft, um unser zuvor beantragtes Iran-Visum abzuholen.

Auf dem Weg dahin nehmen wir eine Anhalterin mit. Es ist Asise. Einen Platz haben wir nicht. Sie muss auf dem Boden sitzen zwischen uns beiden. Es beginnt eine lustige Fahrt, aber nur bis zur Streckenkontrolle durch die Polizei. Wir müssen die Pässe zeigen, Asise wird entdeckt, der Polizist schmunzelt nur und winkt uns schnell durch. Wäre das mal in Deutschland passiert!

Wir fahren weiter nach Erzurum und verbringen einen halben Tag in der iranischen Botschaft. Dann halten wir das Visum in unseren Händen. Der Weg ist frei in den Iran!

Wir wollen zum Nemrut Gölü, einem spektakulären Kratersee. Unterwegs halten wir an, setzen uns wie immer in ein Strassencafe, in dem die einheimischen Türken ihren Cay trinken. Corinne als einzige Frau zwischen den Männern. Das sorgt für Aufsehen und Gesprächsstoff. Wir werden nicht nur zum Tee eingeladen. Mehmet lässt es sich nicht nehmen, uns sein Haus zu zeigen. Voller Stolz lädt er uns noch zum Essen ein, stellt seine Familie vor und wir genießen wieder einmal die türkische Gastfreundschaft. Halten wir unterwegs an, werden wir begrüsst wie die deutsche Fussballl-Elf nach ihrem WM-Sieg. Fragen, Neugierde der Indigenen und wir stehen ohne unser Zutun im Mittelpunkt dieser einfachen und herzlichen Menschen.

Am Kratersee Nemrut Gölü treffen wir unsere Gruppe. Eine anstrengende und spektakuläre Wanderung folgt und zeigt uns die Schönheit dieses Kratersees. Wie es hier wohl vor Millionen Jahren zuging? Es fehlen nur noch die Dinosaurier. Jurassic Park lässt grüssen!

Der Van See: siebenmal so groß wie der Bodensee. Die Reise zieht uns magisch an solche Orte. Die Bilder sprechen für sich.

Wir lernen bei einer Bootsfahrt Deutsche aus Heilbronn kennen. Sie haben vor drei Jahren ihren Job aufgegeben, Haus verkauft und leben glücklich und zufrieden in einem selbst ausgebauten Möbelwagen. Solche Menschen lernt man nur bei solch einer Reise kennen.

Wir befinden uns an der nordöstlichsten Ecke der Türkei im Dreiländereck kurz vor der armenischen/georgischen Grenze.

In Ani besichtigen wir einige Kirchen und die pompöse Festung. Bilder wie aus einer anderen Zeit. Der Jurassic Park setzt sich fort.

Am Cildir Gölü trifft sich die Gruppe, um am nächsten Tag nach Georgien einzureisen.

Fazit Türkei:

Es waren fünf wunderbare Wochen. Mit dem Wissen um die Politik hatten wir vor dieser Reise eine etwas zweifelhafte Meinung. An der Politik können wir natürlich nichts ändern, aber fest steht, dass wir eine Gastfreundschaft in dieser Dimension erst hier vor Ort so kennen und schätzen gelernt haben. Es sind nicht nur die Menschen, sondern auch die grandiose und die unfassbare Natur, die den Mehrwert ausmachen und es wert sind, dieses Land zu besuchen. Nicht immer ist das, was wir in Deutschland sehen und erleben, repräsentativ für die Realität vor Ort. Unsere Erfahrungen sind vollkommen positiv zu diesem Land und ihren Menschen geprägt und wir empfehlen jedem dieses Land zu besuchen.

 

Iran 2022 | Teil 4 – Türkei: Yazili-Canyon – Beysehir – Sultanhani – Güzelyurt – Ilhara-Tal – Göreme

Reise nach Iran | Teil 4 – Türkei:

Yazili Canyon – Beysehir – Sultanhani – Güzelyurt – Ilhara-Tal – Göreme   

Die Fahrt zum Yazili Canyon ist angesagt. Dort angekommen, finden wir wieder einmal einen superschönen Übernachtungsplatz.

Während ich noch mit Karli beschäftigt bin, spricht mich eine sympathische Stimme mit Ruhrpottdialekt an. Ich bin „Faden“ wie der Bindfaden erklärt sie mir und lädt uns prompt zum Frühstück ein. Dann stellt sie uns ihren Mann und ihre Schwester vor. Sie leben in Deutschland und machen hier gerade Urlaub. Die Welt ist manchmal ganz schön verdreht.  Kleine Teller mit Paprika, Zwiebeln, Joghurt, Schafskäse, Oliven, Petersilie und vieles andere mehr werden aufgetischt, was ich noch gar nicht kenne. Da soll noch einer durchblicken. Dann kommt der Cay (gesprochen Tschai = Tee). Ist hier in der Türkei, das was in Deutschland der Espresso ist. Nach dem Schinken frag ich besser mal nicht. Wir lernen, wie man türkisch frühstückt, ähnlich wie Kinder laufen lernen. Wir lernen das ein oder andere Wort auf Türkisch. Anstrengend und zugleich lustig. Wieder einmal zeigt sich die nicht zu übertreffende türkische Gastfreundschaft.

Um in die nächste Stadt Beysehir zu kommen, nehmen wir eine Abkürzung, einen Pass, oder besser gesagt eine Schotterpiste. Die Differenziale und die Untersetzung werden eingesetzt. „Karli“ zeigt seine Qualitäten. Kurz vor dem Gipfel beende ich das mühselige Fahren, und freue mich auf ein gutes Essen mit Corinne. Feierabend!

Eine wahnsinnige Rundumsicht und dann kommt noch  „Ali“, ein Schafhirte. Merkt man sich noch Mohammed, dann hat man fast alle Namen drauf. Die heißen hier fast alle so. Ali erzählt uns alles über Pflanzen, die hier wachsen und was man  damit heilen kann. Verstehen tun wir nicht alles, tun aber immer so als ob. Ob er auch etwas gegen das „Vergessen“ hat? Die vielfältigen Eindrücke und das fast tägliche Wechseln der Standorte überfordern uns beim Erzählen. Der eine sagt das, der andere korrigiert und dann ist das Kuttel-Muttel perfekt.

Die Stadt Beysehir streifen wir nur kurz und der Weg führt uns weiter.

Kurz vor Konya wollen wir Wasser an einem Brunnen tanken. Ein Türke zusammen mit seiner Mutter ist vor uns. Will uns den Vortritt lassen. Wenn der wüsste, dass wir für 200 Liter eine 3/4 Stunde brauchen. Die beiden können gar nicht genug Bilder von uns und „Karli“ machen. Freuen sich riesig und wollen uns zum Essen einladen. Das ist die türkische Gastfreundschaft.

Danach besuchen wir noch eine Karawanserei in Sultanhani. Beeindruckend. Den Sultan suche ich vergebens, dafür sehe ich in einem Spiegel ein Kamel genannt der Capitano. 😉

Zwischenstation in Güzelyurt. Ich suche zu Fuss nach einem ÜN-Platz, wie so oft. Corinne bewacht das Auto. Ich komme an mehreren Leuten vorbei, die gerade ein Haus bauen, Es ist eine Familie mit der ganzen Sippe. Alle drei Generationen packen an. Ich werde sofort eingeladen und hole schnell noch Corinne dazu. Aus dem Cay trinken wird wird ein kleines Fest. Der Hausbau wird dezent beendet.

Am nächsten Tag durchwandern wir die Ihlara Schlucht. Natur pur. Die Bilder sprechen für sich.

In Selime besichtigen wir eine Felsenkirche. Die Kirche hat immer und überall eine zentrale Rolle gespielt.

Abends an einem See (Akköy Dam) finden wir einen tollen ÜN-Platz. Kaum angekommen, stellt sich ein Camper hinter uns. Zwei Jungs und eine Hübsche steigen aus. Oh ha, wie ist denn das zu verstehen? Der Capitano klärt die Verhälnisse und alles ist gut. Sie – Julia – eine begnadete Turnerin mit ihrem Freund Tobi und dessen Freund Hendrik auf der Durchreise nach Indien. Also hier lernt man Leute kennen. Der Gesprächsstoff für diesen Abend ist gesichert und ein „Workout“ in Sportklamotten findet am nächsten Morgen statt.

 

Wir fahren nach Göreme, bekannt durch seine Felsenhäuser und wahnsinnig schönen Täler. Für Touristen, die wir in der Regel umgehen,  ein Hotspot. Die Ballonfahrten in der Hülle und Fülle sind einzigartig und weltbekannt. Doch in diesem Fall lohnt sich auch mal ein Touri-Hotspot!

Iran 2022 | Teil 3 – Türkei: Gelibolu – Canakkale – Pergamon – Pamukkale – Egirdir

Reise nach Iran | Teil 3 – Türkei:

Gelibolu – Canakkale – Ayvalik – Pergamon – Foca – Spil Dagi Nationalpark – Afsar-See – Pamukkale – Egirdir    

Die Grenze zur Türkei ist nur noch wenige Kilometer entfernt. Rausgeputzt wie zum Sonntagsgottesdienst fahren wir im Konvoi ganz seriös und unauffällig an die Schlagbäume.

Vorkontrolle:  Zwei junge Grenzbeamte sind höflich und zuvorkommend und wollen in unser „Wohnzimmer“. Treppe runter, Türe auf und schon stiefeln die beiden hinein. „Stop“ ruft der Capitano, Schuhe aus – wie in der Moschee (auf pfälzisch). So ist das hier üblich. Sie schmunzeln, machen das, was wir sagen und wollen die Kühlbox sehen. Alkohol? Drogen Nein, nein – Corinne zeigt die Fanta-Flasche vom Capitano und dann sind da noch die vielen „Ritter Sport“ Tafeln. What`s that? Everything Capitano 😉 … Die schauen ganz unglaubwürdig auf Capitano’s Bauch und treten den Rückzug an.

Hauptkontrolle: bestimmt nur noch eine Formalie am Grenzhäuschen. So denke ich. Motor abstellen – Papiere werden genauestens gecheckt. Mindestens 10 Minuten vergehen, trotz Computer und modernster IT. Wie war das wohl früher? Wir befinden uns fast in Asien.

Nachkontrolle: geht ganz schnell, vor uns ein Kleinbus vollgepackt mit „scheinbaren Lautsprecherboxen“. Drei Drogenhunde und vier Grenzbeamte sorgen sich um diesen. Wir werden durchgewunken.

 

Die Reise geht weiter nach Kilitbahir. Dort setzen wir mit der Fähre über nach Canakkale. Diese Meerenge trennt Europa von Asien. Hier haben heftige Kämpfe im 1. Weltkrieg gewütet.

In Asien angekommen, wollen wir uns in der netten, kleinen Stadt Canakkale kurz stärken. An einer Straßenecke gibt es „Sea food“ . Drei Männer und drei Frauen stehen in der Imbissbude. Ein gefundenes Fressen für McKinsey. Aber nicht für uns. Die Speisekarte stellt uns vor unlösbare Probleme. In jedem Wort „ÖÜ“- Alle sprechen nur türkisch, bloß wir nicht. Das Rätselraten nimmt seinen Lauf. Dazu ein kühles pinkfarbenes Getränk? Ob ich nicht erst probieren will, gibt mir der Chefe zu verstehen. Nein, nein, wir sind doch weltoffen.

Serviert bekommen wir 20 Muscheln, zusammen mit der „pinken“ Limonade. Sechs Augenpaare beobachten uns grinsend.

Ergebnis: der pinkfarbene Saft schmeckt wie frisches Essig-Salz-Wasser und – Überraschung: die Miesmuscheln sind kalt und gefüllt mit Reis! ich esse eine Muschel, Corinne dafür 19. Der Saft geht zurück.

Dann bleiben wir doch lieber bei Altbewährtem: Ein „Schoko-Croissant“, erstanden mit „Händen und Füssen“ in der Bakery. In einem Cafe bestellen wir dazu zwei Capuccino.

Ergebnis; nix Schoko-Croissant, dafür kleine schwarze Oliven als Füllung. Oliven, Ingwer, Rosmarin. In meinem ganzen Leben hab ich das noch nie essen können. Dafür isst Corinne mein Croissant mit und ich habe immer noch Hunger. Nach 20 Minuten Warten noch immer kein Capuccino. „Maschin kaputt“ auf türkisch ist die Auskunft. Irgendwas läuft  hier und heute ganz komisch.

Nach 2 Stunden Fahrt begrüßt uns das Meer und der Strand in Assos. Ich öffne die Tür, will Corinne die tolle Aussicht zeigen, ein Hund begrüßt uns ebenfalls. Als Corinne dazu kommt, macht der doch tatsächlich vor unserer Treppe sein „Geschäft“. Ja geht’s denn noch!! Was für ein Tag.

 

Ayvalik, welch schöne Stadt. Es gibt alles, was das Herz begehrt – etwas orientalischer natürlich schon. Toller Stellplatz, ganz sauber, mit westlichem Flair direkt an einer neu gebauten Mall inklusive Burger King und Starbucks. Wir genießen die Stadt, sind beim Fischessen und abends ruft das Bett.

Kaum in der „guten Stube“ daheim klopft es um 23 Uhr heftig an unserer Tür. Steht doch einer vor der Tür und zeigt mir den Rücken seiner Jacke „Security“. Ich lehne dankend ab und gebe ihm zu verstehen, dass wir keinen Personenschutz brauchen. Dann wird der noch aufgeregter und droht mit Polizei, wenn wir nicht bis 24 Uhr den Platz verlassen. Ach so, verstehe – es geht  ihm gar nicht um uns.  Das Leben könnte doch so einfach und schön sein. Nach langen Diskussionen mit Google Übersetzern am Handy geben wir uns geschlagen, starten „Karli“ mitten in der Nacht und suchen einen Platz, auf dem bereits die Mantocos und der Rest der Gruppe stehen. Und auch dort müssen wir am nächsten Tag den Platz verlassen. Der Kommandant entschuldigt sich fast. Es ist ihm selbst äußerst unangenehm. Keine Verbotsschilder, kein Platzmangel – man muss nicht alles verstehen 😉

 

Wir fahren nach Bergama, bei uns eher bekannt unter dem Namen Pergamon. Dort gibt es eine riesige Ausgrabungsstätte. Tempel, Gräber, Theater, Überreste einer antiken Stadt und Steine über Steine. Abends genug der Steine, jetzt aber schnell ans Meer. Foca, so ein richtig tolles Fischerörtchen. Mit Untersetzung und gesperrtem Mitteldifferential erklimmt „Karli“ einen Hügel und wir haben einen traumhaften Ausblick. Toll, so ein Fahrzeug zu haben. Die Türken bespitzeln uns neidisch.

Die Reise geht nach 2 Tagen Foca weiter in den Spil Dagi Nationalpark. Wieder ein traumhafter Stellplatz. Die Astzange muss herhalten, damit ich einen winzigen Platz mit vielen Ästen und Dickicht befahren kann. Abends kommt ein deutsches Wohnmobil. Er steigt aus, sehr voluminös gebaut, es folgt seine Frau, drei Kinder und der Hund. Er erzählt mir, dass er in Kürze um die Welt segeln will, muss aber erst noch sein Segelschein machen. Es gibt schon interessante Leute – vielleicht auch Träumer – aber man muss auch nicht alles verstehen.

Als wir am nächsten Tag den Afsar See erreichen, fragen wir einen Türken, ob wir am Strassenrand übernachten dürfen. Nein, nicht hier,  vor meinem Haus ist es besser. In Deutschland wäre das sicher umgekehrt gewesen. Eine Einladung folgt und wir haben mit Google Übersetzer ein etwas mühsames, aber außergewöhnliches Gespräch.

Die Sinterterassen in Pamukkale, welch ein Tourismus, wären da nicht die einzigartigen mit bicarbonathaltigem Wasser gefüllten Terassen. Und diese vielen Steine. Ich träume davon. Die Bilder sprechen für sich.

Salda Gölü, soll ein irrer See sein. Dort erwarten uns Gewitter. Es ist Weltuntergangsstimmung, daher fahren wir weiter nach Burdur an den See. Dort genießen hunderte von Türken das Leben beim Picknick in Pinienwäldern, toll hergerichteten Freizeitparks und wir ebenso. Nur nachts geht hier das Leben ebenso weiter. Einige Jugendliche feiern hinter „Karli“ und wir verlassen mitten in der Nacht diesen Platz. Deutschland Deine Türken. Und während ich hier schreibe, miaut gerade der Muezzin.

Egirdir ruft!