Januar/Februar 2024:
An einer Tankstelle unmittelbar vor der Grenze zu Mauretanien verbringen wir die letzte Nacht. Am nächsten Morgen erwartet uns eine Schlange von Fahrzeugen und LKW`s, die etwa 100 m lang ist. Noch sind wir optimistisch.
Doch es kommt meistens anders, als man denkt. Knapp 3 Stunden Mittagspause gönnen sich die marokkanischen Grenzbeamten. Wir machen mit, ob wir wollen oder nicht. Zwischenzeitlich sind knapp 6 Stunden vergangen. Röntgen von Karli, Drogenkontrolle und ich bekomme feuchte Hände vom vielen Zeigen der Pässe, Fahrzeugschein, und was die sonst noch so wollen.
Doch dann geht es endlich durch das Niemandsland. Man warnt uns, die Straße nicht zu verlassen, da links und rechts alles vermint ist. Hamid, ein sogenannter „Schleuser“, ist uns auf der mauretanischen Seite für ein geringes Entgelt behilflich. Sich alleine zurecht zu finden ist fast nicht möglich. Es vergehen weitere 2 Stunden. Unsere Nerven sind zwischenzeitlich nicht mehr die besten, als ein Grenzbeamter am letzten Schlagbaum vor der Einreise zu Mauretanien die Kfz-Versicherung verlangt. Unsere hoch offizielle von Deutschland ausgestellte und in französisch geschriebene Bestätigung wird nicht akzeptiert. Aggressiv und pampig wird uns erklärt, daß wir nicht passieren dürfen, bevor wir nicht eine mauretanische Versicherung abgeschlossen haben. Der Capitano steigt aus und spricht ein Machtwort. Man schickt uns wieder zurück in ein Office. Pässe und Fahrzeugschein haben die Mauretanier. Die Stimmung ist aufgeheizt, und mit uns stehen hier 10 weitere Personen aus aller Herren Länder. Das Chaos ist perfekt.
Wir versuchen, dem Beamten unsere Position und Argumente zu erklären, als dieser plötzlich den Bildschirm ausschaltet, den Stuhl zur Seite schiebt, einen Teppich ausbreitet und sich kniend vor mir verbeugt. Mir ist das fast schon peinlich, bitte ihn doch aufzustehen. Ist doch alles gar nicht so schlimm. Erst jetzt merke ich, der betet, und das mitten in der Rush hour. Zwei weitere Muslime machen mit. Und wir stehen inmitten dieser vollkommen fremden Welt, schauen in den Himmel und hoffen, daß egal wer da oben uns beisteht.
Wir bleiben standhaft, verlangen unsere Pässe und erklären, daß wir wieder ausreisen wollen und die Heimfahrt nach Deutschland antreten werden. Man vertröstet uns. Die mauretanische Ehre ist angegriffen. Nach einer weiteren Stunde bekommen wir einen offiziellen Passierschein und dürfen nach etwa 10 Stunden Aufenthalt an der Grenze nach Mauretanien einreisen. Inschallah!