Iran 2022 | Teil 11 – Iran – vom Norden nach Teheran
Reise nach Iran | Teil 11 – übers Alborzgebirge nach Teheran und weiter nach Süden:
Baladeh – am Fuß des Vulkanbergs Damavant – Teheran – Ghom – Kashan – Wüstenfestung Kar Shahi – Abyaneh
Will man vom Kaspischen Meer von Abbasabad nach Teheran fahren, steht das „Alborz Gebirge“ im Weg. Zwar wird gerade ein Tunnel gebaut. Dieser ist jedoch nur zu bestimmten Zeiten in die eine oder in die andere Richtung befahrbar. So stehen wir stundenlang im chaotischen Stau und als dieser sich zögerlich auflöst, fahren wir über die Pass-Straße. Wir wundern uns, daß kein Gegenverkehr sichtbar ist, und bis wir begreifen, daß dieser erst morgen früh zugelassen wird, haben wir unser Ziel verfehlt. Ein Zurück ist nicht möglich. Wir übernachten am Strassenrand und warten den Morgen ab, bis sich die Verkehrsrichtung ändert und wir vom Tal kommend wieder von der anderen Seite den Pass erklimmen und über Baladeh weiter vorbei am Fuße des Vulkanbergs Damavant nach Teheran fahren können. Flexibilität ist angesagt.
Teheran, Hauptstadt von Iran. So groß wie in Deutschland das Ruhrgebiet. Wir parken am Stadtrand. Ein Fahren in das Zentrum hat viel Ähnlichkeit mit einem Himmelfahrtskommando. Dafür kostet die U-Bahn nur 10 Cent. Männlein und Weiblein natürlich getrennt. Und was so alles in der U-Bahn abgeht. Darüber könnte ich mehrere Seiten schreiben. Bazar-Feeling, vom Sockenverkäufer (bei 40 Grad Aussentemperatur), bis zum Schmuck- und Schminkeverkäufer. Und wie unterschiedlich die Frauen- und Männerabteile sind, was Lautstärke und Kommunikation angeht, kann sich jeder selbst einen Reim drauf machen.
Paläste, Bazare, Tschadore, ein Menschenwirrwarr wie in 1001 Nacht. Abends sind wir erschlagen von den vielen Eindrücken.
Als ich am nächsten Morgen unser Fahrzeug checke, erkenne ich frisches Öl am Motor. Wahrscheinlich Öl von der Servolenkung. 30 km weiter gibt es eine LKW Werkstatt von MAN. Wir lernen Farshid kennen, der sich unserer Probleme sofort annimmt. Ich behalte recht. Öl von der Servolenkung ist ausgetreten. Zu zweit schrauben wir zwei Stunden an Karli herum. Wir verbringen viele Stunden in der Werkstatt. Werden zum Essen eingeladen. Öl wird aufgefüllt, eine Testfahrt durchgeführt. Und am Ende will Farshid dafür kein Geld haben. „You are my guests“ lautet die Antwort. Es ist uns schon oberpeinlich, wir können es fast nicht glauben. Die iranische Gastfreundschaft lässt grüßen!
Auf dem Weg von Teheran nach Ghom führt uns eine Piste wieder zu einem wunderbaren ÜN-Platz oberhalb des Salzsees Hoz-e-Soltan und wir genießen beim Abendessen die wenigen Klamotten, die wir unbeobachtet tragen.
Ghom im Herzen Persiens. Das Mekka von Iran. Hier treffen sich die streng Gläubigen. Alle in schwarz gekleidet. Bei den Besuchen der Moscheen und Paläste müssen sich unsere Mädels einen Tschador überziehen. Eine vollkommen andere Welt als in Teheran.
Wir fahren weiter nach Kashan, einer netten Kleinstadt. Übernachten innerhalb einer mit Lehm gebauten Burganlage. Zwischenzeitlich haben wir uns an das persische Essen gewöhnt und genießen dieses. Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht mehrmals von fremden Iranern eingeladen werden. Die Deutschen sind ganz besonders beliebt in diesem phantastischen Land!
Auf dem Weg nach Abyaneh fahren wir vorher noch in die Wüste zu der Karawanserei und Wüstenfestung Kar Shahi. Eine irre Hitze, Totenstille. Eine Weite soweit das Auge reicht. Die Wüste fasziniert uns!
Wir fahren nach Abyaneh, ein kleiner Touristenort. Es gibt fast nur noch alte Leute hier. Die Jungen suchen die Zukunft in der Stadt. Hier bleiben wir zwei Tage, erledigen viel Administratives und schreiben unseren Reiseblog, ehe es weiter geht nach Isfahan.
Ach, da war noch die Sache mit dem Essen: Üblicherweise isst man in Persien auf dem Boden. Beine ausstrecken und dem Gegenüber die Füße ins Gesicht strecken, gilt als unhöflich. Die Alternativen sind: Schneidersitz, Beine links, Beine rechts natürlich abgewinkelt. Das ganze Prozedere wiederholt Du dreimal, spätestens dann geht das Gestöhne los. Eins, zwei, drei und alle gehen auf die Knie und essen wie aus einem Sautrog. Kleine Teller mit einem Löffel gibt es nur für die Touris. Der echte Perser braucht keinen Teller, sondern alle essen von der „großen Platte“ und die „Mama“ freut sich, weil eben wenig Geschirr.