Reise nach Iran | Teil 13 – der Süden
Hayghar-Valley – Dschahrom – Sirdschan – Lalezar-See – Rayen – Bam
September 2022:
Nach drei Tagen in Shiraz fahren wir weiter nach Süden. Dieses Land scheint unendlich groß zu sein. Je weiter wir nach Süden kommen, desto trockener, heißer und vegetationsärmer zeigt sich die Landschaft. Die Sicht ist fantastisch. Man sieht von „Pol zu Pol“. Wir besuchen Taleinschnitte wie den Hayghar Canyon, der größer als der „Grand Canyon“ in Amerika ist. Die Übernachtungsplätze sind einfach nur überwältigend. Wir genießen die Stille und die respekteinflößende Natur.
Als wir aus dem Gebirge kommend die nächste Ortschaft Dschahrom aufsuchen, tun wir uns schwer, einen ansprechenden Übernachtungsplatz zu finden. Nach langem Suchen stellen wir Karli in einem Palmenhain ab. Kaum ausgestiegen, parkt ein PKW neben uns, schwarz gekleidete Männer steigen aus, wollen Papiere und unser Fahrzeug sehen. Sie seien besorgt um unsere Sicherheit und dieser scheinbar schöne Übernachtungsplatz sei gefährlich. Warum können sie uns nicht erklären, aber ich mache zur Bedingung, diesen Platz nur dann zu verlassen, wenn sie uns einen anderen gleichwertigen vermitteln. Fünf schwarze Männer telefonieren wie aufgedreht und nach einer halben Ewigkeit telefonieren sollen wir ihnen folgen. Wir fahren weit außerhalb der Stadtgrenze, bis wir an einem Reiterhof anhalten, das Tor aufgeht und Ramtin, der freundliche Besitzer, uns willkommen heißt. Wir werden wieder verwöhnt und dürfen seine Duschen benutzen, während er in die Stadt fährt, um uns ein Abendessen zu besorgen. Die Gastfreundschaft nimmt seinen Lauf. Abends ab 21 Uhr kommen dann iranische Reitschüler. Sofort werde ich angesprochen, ob ich es nicht auch mal probieren will mit dem Reiten. Das lässt sich der Capitano nicht zweimal sagen und schwuppdiwupp sitzt dieser auf einem stolzen Pferd. Wir verbringen wieder diskussionsreiche Stunden mit Ramtin, dem Besitzer des Pferdehofs und mit Shima, der Reitlehrerin. Hier lässt es sich aushalten! Schwer fällt uns der Abschied am nächsten Morgen.
Als wir auf dem Weg nach Darab sind, suchen wir eine Tankstelle. Kaum angekommen, winkt der Tankwart uns zu einer kleinen Hütte hinter dem Tankstellengebäude. Er reicht uns den Zapfhahn. Corinne ist skeptisch und weist mich darauf hin, daß wir den Preis im Vorfeld noch nicht ausgehandelt haben. Ich lasse es darauf ankommen und man glaubt es fast nicht. Der Tankwart winkt ab, möchte kein Geld von uns und wünscht uns eine gute Weiterfahrt. „You are my guests“ ist das, was er uns mit auf den Weg gibt.
Wir überqueren den Pass nach Sirdschan in über 2.400 m. Dort ist es angenehm kühl. Wir bleiben hier zwei weitere Tage, ehe wir wieder in wärmere Gefilde zum Salzsee westlich von Sirdschan fahren.
Wir nähern uns nach einem Zwischenstop am Lalezar-See auf 3.000 m Höhe dem südlichsten Punkt unserer Reise, der Stadt Bam. Wüstenähnliche Gegenden, Salzseen und Karawansereien lassen erahnen, welche Rolle diese Handelsstraßen vor noch gar nicht allzu langer Zeit gespielt haben. Wir übernachten in Rayen bei einer dieser gut erhaltenen schon mystisch wirkenden Lehmbauten und fühlen uns wie in tausend und einer Nacht.
Als wir in Bam, der südlichsten Stadt Irans ankommen, besichtigen wir die nach einem schweren Erdbeben in 2003 zerstörte antike Lehmziegelburg-Anlage Arg-e Bam. In den letzten Jahren hat man diese wieder größtenteils aufgebaut und wir können uns gut das Leben in früheren Jahren vorstellen.
Als wir in einem Wohngebiet einen Platz zum Übernachten finden, gibt es einen Menschenauflauf. Noch nie haben die Kinder und auch die Erwachsenen in dieser Stadt Deutsche kennen gelernt. Entsprechend groß ist die Neugierde an uns und Karli. Wir müssen mit Händen und Füßen und Google-Übersetzer viel erzählen, wie es denn so ist im Westen. Dafür werden wir mit Gemüse, Obst, Datteln und einer warmen Suppe aufs Allerbeste versorgt. Ablehnen kommt einer Beleidigung gleich.