Reise nach Iran | Teil 3 – Türkei:
Gelibolu – Canakkale – Ayvalik – Pergamon – Foca – Spil Dagi Nationalpark – Afsar-See – Pamukkale – Egirdir
Die Grenze zur Türkei ist nur noch wenige Kilometer entfernt. Rausgeputzt wie zum Sonntagsgottesdienst fahren wir im Konvoi ganz seriös und unauffällig an die Schlagbäume.
Vorkontrolle: Zwei junge Grenzbeamte sind höflich und zuvorkommend und wollen in unser „Wohnzimmer“. Treppe runter, Türe auf und schon stiefeln die beiden hinein. „Stop“ ruft der Capitano, Schuhe aus – wie in der Moschee (auf pfälzisch). So ist das hier üblich. Sie schmunzeln, machen das, was wir sagen und wollen die Kühlbox sehen. Alkohol? Drogen Nein, nein – Corinne zeigt die Fanta-Flasche vom Capitano und dann sind da noch die vielen „Ritter Sport“ Tafeln. What`s that? Everything Capitano 😉 … Die schauen ganz unglaubwürdig auf Capitano’s Bauch und treten den Rückzug an.
Hauptkontrolle: bestimmt nur noch eine Formalie am Grenzhäuschen. So denke ich. Motor abstellen – Papiere werden genauestens gecheckt. Mindestens 10 Minuten vergehen, trotz Computer und modernster IT. Wie war das wohl früher? Wir befinden uns fast in Asien.
Nachkontrolle: geht ganz schnell, vor uns ein Kleinbus vollgepackt mit „scheinbaren Lautsprecherboxen“. Drei Drogenhunde und vier Grenzbeamte sorgen sich um diesen. Wir werden durchgewunken.
Die Reise geht weiter nach Kilitbahir. Dort setzen wir mit der Fähre über nach Canakkale. Diese Meerenge trennt Europa von Asien. Hier haben heftige Kämpfe im 1. Weltkrieg gewütet.
In Asien angekommen, wollen wir uns in der netten, kleinen Stadt Canakkale kurz stärken. An einer Straßenecke gibt es „Sea food“ . Drei Männer und drei Frauen stehen in der Imbissbude. Ein gefundenes Fressen für McKinsey. Aber nicht für uns. Die Speisekarte stellt uns vor unlösbare Probleme. In jedem Wort „ÖÜ“- Alle sprechen nur türkisch, bloß wir nicht. Das Rätselraten nimmt seinen Lauf. Dazu ein kühles pinkfarbenes Getränk? Ob ich nicht erst probieren will, gibt mir der Chefe zu verstehen. Nein, nein, wir sind doch weltoffen.
Serviert bekommen wir 20 Muscheln, zusammen mit der „pinken“ Limonade. Sechs Augenpaare beobachten uns grinsend.
Ergebnis: der pinkfarbene Saft schmeckt wie frisches Essig-Salz-Wasser und – Überraschung: die Miesmuscheln sind kalt und gefüllt mit Reis! ich esse eine Muschel, Corinne dafür 19. Der Saft geht zurück.
Dann bleiben wir doch lieber bei Altbewährtem: Ein „Schoko-Croissant“, erstanden mit „Händen und Füssen“ in der Bakery. In einem Cafe bestellen wir dazu zwei Capuccino.
Ergebnis; nix Schoko-Croissant, dafür kleine schwarze Oliven als Füllung. Oliven, Ingwer, Rosmarin. In meinem ganzen Leben hab ich das noch nie essen können. Dafür isst Corinne mein Croissant mit und ich habe immer noch Hunger. Nach 20 Minuten Warten noch immer kein Capuccino. „Maschin kaputt“ auf türkisch ist die Auskunft. Irgendwas läuft hier und heute ganz komisch.
Nach 2 Stunden Fahrt begrüßt uns das Meer und der Strand in Assos. Ich öffne die Tür, will Corinne die tolle Aussicht zeigen, ein Hund begrüßt uns ebenfalls. Als Corinne dazu kommt, macht der doch tatsächlich vor unserer Treppe sein „Geschäft“. Ja geht’s denn noch!! Was für ein Tag.
Ayvalik, welch schöne Stadt. Es gibt alles, was das Herz begehrt – etwas orientalischer natürlich schon. Toller Stellplatz, ganz sauber, mit westlichem Flair direkt an einer neu gebauten Mall inklusive Burger King und Starbucks. Wir genießen die Stadt, sind beim Fischessen und abends ruft das Bett.
Kaum in der „guten Stube“ daheim klopft es um 23 Uhr heftig an unserer Tür. Steht doch einer vor der Tür und zeigt mir den Rücken seiner Jacke „Security“. Ich lehne dankend ab und gebe ihm zu verstehen, dass wir keinen Personenschutz brauchen. Dann wird der noch aufgeregter und droht mit Polizei, wenn wir nicht bis 24 Uhr den Platz verlassen. Ach so, verstehe – es geht ihm gar nicht um uns. Das Leben könnte doch so einfach und schön sein. Nach langen Diskussionen mit Google Übersetzern am Handy geben wir uns geschlagen, starten „Karli“ mitten in der Nacht und suchen einen Platz, auf dem bereits die Mantocos und der Rest der Gruppe stehen. Und auch dort müssen wir am nächsten Tag den Platz verlassen. Der Kommandant entschuldigt sich fast. Es ist ihm selbst äußerst unangenehm. Keine Verbotsschilder, kein Platzmangel – man muss nicht alles verstehen 😉
Wir fahren nach Bergama, bei uns eher bekannt unter dem Namen Pergamon. Dort gibt es eine riesige Ausgrabungsstätte. Tempel, Gräber, Theater, Überreste einer antiken Stadt und Steine über Steine. Abends genug der Steine, jetzt aber schnell ans Meer. Foca, so ein richtig tolles Fischerörtchen. Mit Untersetzung und gesperrtem Mitteldifferential erklimmt „Karli“ einen Hügel und wir haben einen traumhaften Ausblick. Toll, so ein Fahrzeug zu haben. Die Türken bespitzeln uns neidisch.
Die Reise geht nach 2 Tagen Foca weiter in den Spil Dagi Nationalpark. Wieder ein traumhafter Stellplatz. Die Astzange muss herhalten, damit ich einen winzigen Platz mit vielen Ästen und Dickicht befahren kann. Abends kommt ein deutsches Wohnmobil. Er steigt aus, sehr voluminös gebaut, es folgt seine Frau, drei Kinder und der Hund. Er erzählt mir, dass er in Kürze um die Welt segeln will, muss aber erst noch sein Segelschein machen. Es gibt schon interessante Leute – vielleicht auch Träumer – aber man muss auch nicht alles verstehen.
Als wir am nächsten Tag den Afsar See erreichen, fragen wir einen Türken, ob wir am Strassenrand übernachten dürfen. Nein, nicht hier, vor meinem Haus ist es besser. In Deutschland wäre das sicher umgekehrt gewesen. Eine Einladung folgt und wir haben mit Google Übersetzer ein etwas mühsames, aber außergewöhnliches Gespräch.
Die Sinterterassen in Pamukkale, welch ein Tourismus, wären da nicht die einzigartigen mit bicarbonathaltigem Wasser gefüllten Terassen. Und diese vielen Steine. Ich träume davon. Die Bilder sprechen für sich.
Salda Gölü, soll ein irrer See sein. Dort erwarten uns Gewitter. Es ist Weltuntergangsstimmung, daher fahren wir weiter nach Burdur an den See. Dort genießen hunderte von Türken das Leben beim Picknick in Pinienwäldern, toll hergerichteten Freizeitparks und wir ebenso. Nur nachts geht hier das Leben ebenso weiter. Einige Jugendliche feiern hinter „Karli“ und wir verlassen mitten in der Nacht diesen Platz. Deutschland Deine Türken. Und während ich hier schreibe, miaut gerade der Muezzin.
Egirdir ruft!