Iran 2022 | Teil 8 – Georgien: Großer Kaukasus – Sugdidi – Vani – Achalziche

von | 26. Juli 2022 | Asien, Georgien

Reise nach Iran | Teil 8 – Georgien:

Zagari-Pass – Uschguli – Mestia – Sugdidi – Vani – Zekari-Pass – Achalziche – Madatapa-See    

Zagari Pass (2.800 m): es gibt im Kaukasus sooo viele hohe Berge, Seen, Flüsse, Wiesen, Bienen und Insekten in überwältigender Zahl  – Natur pur, kaum zu überbieten. Ich muss lange zurückdenken, wann ich das letzte Mal Wiesen und Insekten in solch einer Vielfalt und Pracht gesehen habe. Wüsste ich nicht von der Klimaerwärmung, dann würde ich behaupten, hier ist die Welt noch in Ordnung.

In solchen Gegenden brauchst Du ein gutes, verlässliches Fahrzeug. Und eine Menge Zeit. Knapp 4 Stunden für 44km. Das entspricht etwas mehr als 10 km/h. Dabei waren die ersten 15 km asphaltiert. Auf meinen „geliebten“ Schotterpisten ist der Durchschnitt max. 7 – 8 km/h. Schnelle Wanderer überholen uns fast. Mühselig, teilweise zermürbend erscheint das Vorankommen zu solch entfernt liegenden Zielen. Glück und Geduld beim Warten auf das richtige Wetterfenster gehört zu den wichtigsten Vorraussetzungen. Und dann nichts wie hin zu diesen prachtvollen Zielen. Gewöhnliche Touristen trifft man hier äußerst selten an. Improvisieren und das Anpassen an die äußeren Umstände spielen eine zentrale Rolle. Seht selbst, die Bilder sprechen für sich.

Hinter dem Zagari Pass trifft man zum ersten mal wieder auf Zivilisation in Uschguli, ein kleines Dorf nahe der russischen Grenze. Hat man ein besonders geländegängiges Fahrzeug, kann man bis an den Fuß der Gletscherzungen heranfahren. Ach ja, die Geländegängigkeit: in solchen Gegenden wünsche ich mir oft mehr Bodenfreiheit und eine bessere Gewichtsverteilung auf unseren Achsen. Ein Expeditionsmobil ist immer ein Kompromiss zwischen Geländetauglichkeit und Komfort. Hier würde ich ohne Untersetzung und Differentialsperren nicht weit kommen.

Mestia ist dann der nächste Ort, an den auch viele Touristen mit allradtauglichen Kleinbussen gekarrt werden. Hier gibt es dann richtig guten Capuccino, Eis und alles was so das Touriherz begehrt, aber alles doppelt so teuer wie sonst. Wer gerne wandert, findet hier seine Erfüllung.

Wir verlassen den Großen Kaukasus und fahren bergab nach Sugdidi. Besichtigen natürlich den „Grand Palace“ im Stadtkern.  Mindestens genauso interessant ist aber die Fahrt dorthin. Wir lernen Rainer und Elisabeth mit ihrem IVECO Epeditionsmobil, wie auch den charmanten Herrn in etwas zu klein geratener Hose auf der Traktorpritsche kennen. Die Unterhaltung mit den beiden genannten Herren verläuft allerdings doch sehr unterschiedlich. Unterschiedlich ist auch unser ÜN-Platz auf dem Hinterhof eines Schrottplatzes zu dem, was wir bisher gewohnt waren. Nicht immer ist „eitler Sonnenschein“…

Ebenso unterschiedlich ist auch die Kultur in solchen Ländern. Auf meine Bitte, doch den Reifendruck an beiden Hinterrädern zu erhöhen, startet der Chef des Reifenreparaturladens den Kompressor. Ich sehe den Manometer, den er in der Hand hält. Zerbrochenes Deckglas und Wasser auf dem Ziffernblatt machen mich nachdenklich. Weitere sechs Alleswisser schauen interessiert zu. Nach 2 Minuten Luftfüllen steht der Zeiger immer noch wie festgenagelt. Der Chefe resigniert und gibt zu verstehen, daß das Befüllen der Reifen nicht möglich ist. Ich checke das mit meinem eigenen Messgerät und der  Reifendruck ist real um 2 bar angewachsen. Ich zeige das dem Chefe und den umliegenden Herren. Diese zucken interessenlos mit den Achseln. Es ist wie es ist, geben die Herren mir zu verstehen. Andere Länder, andere Kulturen.

Wir fahren weiter zu den Schwefelquellen nahe der Stadt Vani. Geniessen das 30 Grad warme Wasser und lassen die Welt sein wie sie ist.

Über den Zekari Pass (2.200 m) nach Achalziche

Lass ich Trottel mich doch dazu überreden diesen Zekari-Pass über die Piste (40 km) zu bewältigen. Alternativ hätten wir auch Straße fahren können, aber 70 km weiter. Während der Fahrt wird diskutiert, wo denn eigentlich die Vorteile solch eines mühseligen und unkomfortablen Geholpers liegen sollen. Es soll ja Leute geben, die daran sogar Spass haben. Na – ja?? Wir können dieser Fahrerei nichts abgewinnen. Für die 40 km benötigen wir 5 Stunden. 400 Höhenmeter vor dem höchsten Punkt herscht Nebel, macht die Sache nicht einfacher. Die Tankanzeige endet bei >25 L / 100 km. Und beim Pistenfahren steht die Nadel immer bei > 25. Das ist wahrhaftig kein Schwabenstreich mehr. Karli verdreht und verwindet sich. Dauernd tritt ein neues Geräusch auf, das wir noch nicht kennen. Steine noch und nöcher, Schlammlöcher, Schlaglöcher und wir werden auf unseren Sitzen hin und her geworfen. Wer sein Fahrzeug richtig gut einsauen will, der ist hier richtig. Klar, ohne Nebel wäre da sicher eine tolle Aussicht an den vorgegebenen „View points“. Das Auto ist natürlich für solche Fahrten gebaut, aber ob da nicht auch der „Macho“ im Mann eine nicht ganz unwichtige Rolle spielt? Wir haben es dann fluchend geschafft, und fassen zum wiederholten Male neue Vorsätze.

Aber dann finden wir nach getaner Arbeit eine kleine Kapelle. Das Zugangstor wird nur mit Draht zusammengehalten. Wir öffnen dieses ganz dezent und unauffällig. Haben einen super Rundumblick und genießen die Stille und die Nacht „top on the hill“. Am nächsten Morgen verlassen wir diesen mystischen Ort ganz still und leise und fahren weiter nach Achalziche.

 

Von Achalziche zur Grenze nach Armenien

Fazit Georgien:

5 Wochen Georgien. Eine überwältigende Natur, die nicht zu überbieten ist. Berge über 5.000 m, die höher sind als der Mont Blanc, der höchste Berg Europas. Eine raue, unwirtliche und dann auch wieder liebliche und zarte Fauna und Flora überdecken den Kaukasus.

Die Menschen eher zurückhaltend, aber dennoch freundlich. Teils sehr einfach und ärmlich auf dem Lande und dann wieder hypermodern und pompös in den Städten und mit Europa in allen Belangen vergleichbar. Die Strassen und der chaotische Verkehr sehr gewöhnungsbedürftig. Ein Muss für alle, ein solch ursprüngliches Land zu besuchen, so lange es noch möglich ist.