Iran 2022 | Teil 6 – Georgien: Felsenstadt Vardzia – Tiflis – Vashlovani-Nationalpark

von | 9. Juli 2022 | Asien, Georgien

Reise nach Iran | Teil 6 – Georgien:

Felsenstadt Vardzia – Tiflis – Vashlovani-Nationalpark   

Die Reiseänderung:

Eigentlich wollten wir von der Türkei aus in den Iran. Von wegen. Von anderen erfahren wir, daß unser vorgesehener Grenzübergang chaotisch ist. 5 Stunden Wartezeit, dafür ist der Kaukasus im Moment weitgehendst schnee- und eisfrei. Wir passen uns an. Der Kaukasus ruft. Der Iran muss warten. Georgien und Armenien sind unsere nächsten Ziele, wäre da nicht????

Die Felsenstadt Vardzia mit ihren imposanten Höhlenwohnungen lässt erahnen, wie hier die Menschen früher gelebt haben. Rheuma- und kälteanfällig darf man hier nicht sein. Aber stabil sind diese Art von Wohnungen auch noch über 1.000 Jahre später. Dagegen wirken unsere heutigen Unterkünfte wie eine Pappschachtel.

Eine Piste von 7 km führt uns hinauf auf ein Hochplateau. Wir brauchen 1 Stunde 10 Minuten. Das ergibt einen Schnitt von 6 km/h. Dafür ist das Panorama nicht zu überbieten!

Es folgen weitere Seen und Schluchten mit unterschiedlichsten Kirchen, Klöster, Mönchen.Was man nicht alles für den lieben Gott so gebaut hat. Dann kommen wir letztendlich in Tiflis an. Seht einfach selbst.

Tiflis: das ist also jetzt die Hauptstadt von Georgien. Riesig, hypermodern, heruntergekommen, chaotisch, verträumt, surreal. Es gibt nicht genügend Worte dafür.

Oberhalb der Sameba Kathedrale ist ein Stellplatz. Dort treffen wir weitere Overlander und Weltreisende. Ein Austausch lohnt immer. Was es da für Menschen gibt!!! Der Wahnsinn. Das erzähl ich euch, wenn wir uns wieder sehen.

Es kommt immer anders, als man denkt. Wäre da nicht der Kaukasus und das liebe Wetter. Im Westkaukaus Regen, Regen, Regen. Der Weg nach Batumi an der Schwarzmeerküste ist unser anvisiertes Ziel. Doch die Pässe dorthin sind unpassierbar. Nomaden wie wir haben gelernt sich anzupassen und die Natur zu respektieren. Auf dem Weg zum Kochebi See sind wir am Nachdenken. Vashlovani Nationalpark. Noch nie gehört. Ist ganz im Südosten von Georgien und unmittelbar umzäunt von der Grenze zu Aserbaidschan. Wüste, Steppe, Hitze, Natur pur und das in Georgien. Keine Strassen, nur Pfade, Pisten und was es sonst noch so gibt. Da wollen wir hin. Und das Wichtigste – dort ist das Wetter gut.

Vashlovani-Nationalpark

Zunächst mal ist eine Beratung bei der Information in Dedoplitskaro notwendig. Danach folgt ein Permit. Damit fährt man zur Polizeidienststelle, die nach langer Durchsicht verschiedenster Dokumente und Formulare den Zutritt zum Park genehmigt. Zeitdauer ca. 3 Stunden.

Getrennt fahren wir zu der  Zufahrtsoberschotterpiste. Übersät mit Schlaglöchern sind wir nach 1 1/2 Stunden weichgerüttelt. Strecke ca. 5 km. Allrad ist vorgeschrieben, wir fahren aus Sicherheitsgründen die meiste Zeit im Konvoi. Der erste Tag endet mit einem Übernachtungsplatz in grandioser Natur. Nachts träume ich von großen und kleinen Steinen, spitze, runde, scharfe, stumpfe. Vom eventuellen Radwechsel, Schlammlöchern, Bergeaktionen und was es sonst noch so alles gibt. Ist das jetzt gut oder schlecht?

Am nächsten Tag wollen wir zu einer Destination nur für „advanced driver“. Unruhe macht sich breit. Ausbüchsen gilt nicht. Nach einer Stunde Fahrzeit geht es nicht mehr weiter. Vor einem ausgetrocknetem Flussbett bleibt die Kolonne stehen. Steine, Äste, Furte versperren den Weg. Wenden unmöglich. Astschere, Pickel, Schaufeln, Handschuhe und ein guter Wille werden mobilisiert. Es folgt „hard work“, und das macht man alles freiwillig! Nach 2 Stunden Arbeit stehen wir alle fünf in einem Flussbett. Und dann geht es erst richtig los über Stock und Stein. Nach weiteren 2 Stunden haben wir eine kleine Anhöhe erreicht, stellen die Fahrzeuge ab und fallen erschöpft ins Bett. Am nächsten Tag geht es weiter. Raus aus dem Flussbett, die Pfade hoch bis zu wahnsinnig schönen Aussichtspunkten. Kneif mich mal, ob das alles so wahr ist, was wir hier sehen. Dann wieder ein Stopp. Wad denn nu. Ein großes Schlammloch, sieht doch gar nicht so schlimm aus. Nein, da blubbert doch etwas. Kein Problem. Der Capitano holt die Gummistiefel, greift in die Pfütze und rettet eine Wasserschildkröte vor den LKW`s. Ein schönes Gefühl! Es folgen noch viele Schlammlöcher in den Senken von dem vorhergehenden Regen. Karli kommt an seine Grenzen. Manchmal bleibe ich stecken, kann glücklicherweise zurücksetzen und weiter geht es. Bloß nicht stecken bleiben! Karli und ich geben alles. Untersetzung, Differentialsperren, Mitte, hinten, vorne. Das volle Programm wird benötigt. Mit Front- oder Heckantrieb gäbe es kein Weiterkommen. Nach knapp vier Tagen verlassen wir dieses wunderschöne Paradies.

 

Adler, Geier, meine großen Vorbilder beim Fliegen. Faszinierend, mit welcher Leichtigkeit diese grazilen Vögel die Thermik nutzen und die Aufwinde erspähen. Bei Dedopliszqaro gibt es eine „Adlerschlucht„. 2 Stunden sitzen Corinne und ich unter einem kleinen Busch und beobachten das Treiben dieser Tiere, bis wir wieder zu „Karli“ zurückkehren. Unvergessliche Eindrücke von Georgien und dessen Fauna, Flora und seiner Tierwelt.