Reise nach Albanien| Teil 9 und FAZIT – Fahrt durch Albanien:
Kruja – Tirana – Durres – Ancona – Kirchheim
Wir haben noch einige Tage Zeit bis unsere Fähre am Sonntag in Durres ausläuft. Daher wollen wir einen kleinen Campingplatz in Kruja, der von Sandra, einer Deutschen, bewirtschaftet wird, anfahren. Es soll dort sogar wild lebende Schildkröten geben!!!
Dort angekommen ist alles wie ausgestorben. Um zur Campingwiese zu kommen, fährt man einen steilen Weg abwärts. Dort steht lediglich ein kleiner Campingbus mit deutscher Nummer. Wir stehen idyllisch auf dieser von Hügeln eingekesselten Wiese. Starker Regen ist angekündigt!
Zwei Stunden später erscheinen Martin und seine Frau Nicole auf dem Motorrad, die Eigner des Campingbusses. Sie wollen am nächsten Morgen nach Tirana. Und schon wird das Motorrad auf dem Heckträger verzurrt. Am nächsten Morgen hören wir geschäftiges Treiben, die Kabeltrommel wird eingerollt. Campingstühle werden verstaut und unsere Wiese ist zwischenzeitlich zu einem Sumpfterrarium mutiert. Die Schildkröten sind bereits im Winterschlaf und grinsen sich eins ins Fäustchen.
Mit der Regenjacke über dem Schlafanzug bespreche ich mit Martin, wie er wohl am besten die Auffahrt schaffen kann. Allrad und Differential sind seine Helferlein. Doch nach nur 10 Metern drehen die Räder durch , der Auspuff qualmt, und die Augen von Martin werden immer größer. Das Motorrad wird aus Gewichtsgründen wieder entladen, die Anfahrt mit Zweigen zwecks Traktion optimiert. Nächster Anlauf: beim Zurücksetzen ist ein Baum im Weg – Dachecke eingedrückt. So unternimmt Martin bestimmt zehn Versuche bis es irgendwann gerade eben so klappt. Ein Wasserschlauch wird bei diesen Manövern versehentlich aufgeschlitzt und der Regen bekommt Gesellschaft.
Die Campingwiese erinnert mich an einen Panzerübungsplatz zu Hochkonjunkturzeiten.
Die Schäden werden notdürftig repariert und Martin wil nicht mehr nach Tirana, sondern lieber in die Psychiatrie 😉
Wir begeben uns in die Hauptstadt Tirana. Uns wird zum Übernachten ein großer Parkplatz nahe des Stadtkerns empfohlen. Die Fahrt durch die Stadt lässt mich altern. Graue Haare kann ich ja nun nicht mehr bekommen. Die Konsequenz: s.Bild 12: Der Capitano im Ruhezustand.
Auf dem Parkplatz erwartet uns wieder Kino live. Wir stehen mitten drin. Zur linken „Lavazh“, zur rechten ein Autocorso, bei dem die Auto-Fahrschulen den jungen Albanern und Albanerinnen das Einparken beibringen. Fernsehen fällt daraufhin aus. Es ist vorgesorgt.
Ach mir fällt noch ein Versprechen ein. Was mögen die Albaner denn gar nicht? Ein deutsch sprechender Albaner gibt mir die Antworten:
1. Wenn sie überholt werden, womöglich von einem Mercedes mit nicht albanischen Kennzeichen.
2. Fehlendes W-LAN bei funktionierendem Handy.
3, Wenn der Mann arbeiten soll und die Frauen im Kosmetikstudio sind.
4. Wenn am Straßenrand sitzende Männer der albanischen Freundin im Minikleid hinterherschauen.
Und die Empfehlung eines Insiders: „Spätestens wenn der Albaner aus seinem Auto aussteigt, dann versuch nicht zu diskutieren, sondern such das Weite, sonst gibt es eins auf die Fresse!“
Mal eben schnell nach Durres fahren und dann auf die Fähre und nichts wie heim. Das wäre zu einfach. In Stichworten kurz gefasst:
1. In Durres am Hafen angekommen. Gehen zum Einchecken an den Schalter. Ein EU-dPLF Formular soll per Handy ausgefüllt werden. In der Eingangshalle bürgerkriegsähnliche Zustände. Jeder kämpft mit seinen Handys und dem Formular. Selbst Corinne braucht 1,5 Stunden und ist mit den Nerven am Ende.
2. Grenzpolizei entert die Eingangshalle und ruft mein Kennzeichen auf. Will unser Fahrzeug haben zum angeblichen Röntgen.
Gebe zu verstehen, dass „Karli“ gesund ist und von mir regelmässig einem technischen Check unterzogen wird. Röntgen überflüssig?
Nein, nein, Drogen, Flüchtlinge, Waffen, usw. Ach so, aber doch nicht in unserem Karli!!! Nützt nichts, ich werde trotzdem abgeführt und Karli wird kostenlos geröntgt. Dauer 1 Stunde.
3. Fahren im Dunkeln zur Fähre, es regnet in Strömen. Müssen 1,5 Stunden warten, während die XXL-Monster-LKW’s unter heftigem Geschrei der italienischen Einweiser versuchen in den Bauch der Fähre zu kommen. Meine Gedanken schweifen zu den Vorstellungen der Gladiatoren im römischen Kolloseum. Soll ich nun lachen oder die LKW Fahrer bedauern?
4.Überfahrt nach Ancona etwas ruppig aufgrund schlechten Wetters.
5. Heimfahrt problemlos. Fahren direkt zu Harry Batari – Karlis „Vater“, der die dringendsten Arbeiten erledigt.
6. Daheim – müde – duschen (mind. 15 Minuten!), Platz ohne Ende in der Wohnung, und ein großes Bett – welch ein Luxus!
Fazit unserer 10-wöchigen Reise durch Italien, Montenegro und Albanien:
Italien:
siehe unter „Fazit“ bei den Reisen von 2020.
Montenegro, Albanien:
die Montenegriner ähneln den Albanern, sind in ihrem kulturellem Denken und der Infrastruktur etwas weiter als die Albaner.
Die Gastfreundschaft und das Miteinander haben uns begeistert! Nur selten wurden wir unfreundlich behandelt. Die Natur ist unbeschreiblich schön und abwechslungsreich. Wer gerne wandert, lebt dort im Paradies. Es gibt außerhalb der Städte viele einfache, teils sehr arm lebende Menschen, die aber trotzdem immer einen zufriedenen Eindruck machen. In den Städten geht es chaotisch zu. Sehr gewöhnungsbedürftig. Das Leben und Einkaufen macht Spass, da es äußert billig ist. Im Schnitt kostet alles die Hälfte oder ein Drittel soviel wie in Deutschland. Gestört haben uns lediglich der viele Müll, der häufig die tolle Natur verschandelt. Es gibt bereits Stellen, wie z.B. in Tirana, da ist alles blitzsauber.
Beide Länder sind sehr ursprünglich und sind bemüht, europäische Standards zu schaffen.
Wir hatten viel Spass, interessante Begegnungen und eine Menge Abenteuer!